Gesucht: Mamas und Papas
Oft brauchen Kinder von jetzt auf gleich ein neues Zuhause. Das Trierer Jugendamt sucht Pflegefamilien für Kinder, deren Eltern nicht in der Lage sind, sie selbst zu erziehen.
Trier. Das Jugendamt der Stadt Trier sucht Paare, die bereit sind, ein Kind bei sich zu Hause aufzunehmen. "Innerhalb der Stadt war es schon immer schwieriger als anderswo, Pflegeeltern zu finden", berichtet Sachgebietsleiterin Ingeborg Schöndorf.
Dem aktuellen Aufruf liege kein Anstieg von Kindesmissbrauch zugrunde. Vielmehr ist die geringe Zahl der interessierten Paare ein Grund: Viele, die in der Stadt lebten, seien auf zwei Gehälter angewiesen, da Wohnungen dort teurer seien als auf dem Land. Zudem könnten sie oft nicht auf die Hilfe von Verwandten zählen, da diese selten in der Nachbarschaft wohnten.
Die ideale Familie gibt es nicht
Rund 150 Kinder leben derzeit im Bereich des Jugendamts Trier in Pflegefamilien. Aber wer eignet sich als Pflegeeltern? Die ideale Pflegefamilie gebe es nicht, da jedes Kind andere Voraussetzungen und andere Bedürfnisse mitbringe, sagt Schöndorf.
Familien, die sich für die Aufnahme eines Pflegkinds interessieren, werden zunächst in mehreren Gesprächen auf ihre Eignung geprüft. Die Wohnverhältnisse, die wirtschaftliche Situation und ob es noch eigene Kinder gebe, spiele eine Rolle, sagt Ingeborg Schöndorf. Am wichtigsten seien aber Empathie und Herzenswärme, ob die Familie in der Lage sei, sich in das Kind hineinzuversetzen.
Hat sich eine Familie als geeignet erwiesen, wird sie als Bewerber beim Jugendamt vorgemerkt. Um eine zu den Bedürfnissen des Kindes passende Familie zu finden, wird bereits vorab in Gesprächen geklärt, welche Ängste Pflegeeltern mitbringen. Ingeborg Schöndorf rät, Familien sollten sich im Voraus überlegen, womit sie umgehen können und womit nicht.
Worüber sollten sich Paare vor der Entscheidung, sich als Pflegeeltern zu bewerben, bewusst sein? "Dass es viele Veränderungen im eigenen Leben geben wird", erklärt Ingeborg Schöndorf. "Und dass man viel stärker in der Öffentlichkeit steht", fügt ihr Kollege Udo Moske hinzu. So stehe man nicht nur im Kontakt mit dem Jugendamt und den leiblichen Eltern, auch Nachbarn schauten eher mal hin.
Gutes Verhältnis zu leiblichen Eltern wichtig
Wenn ein Kind einen Platz in einer Familie gefunden hat, arbeiten alle Beteiligten eng zusammen. Für ein Pflegekind sei ein gutes und offenes Verhältnis zwischen den leiblichen und den Pflegeeltern von großer Bedeutung, damit es nicht in einen Gewissenskonflikt gerate, sagen die Experten. Zu einem freundlichen Umgang zwischen beiden Familien trage bei, dass die leiblichen Eltern das Pflegeverhältnis im Nachhinein oftmals als große Entlastung, als Hilfe empfänden.
Das Jugendamt unterstützt beide Seiten. Vor wichtigen Entscheidungen gibt es Gespräche mit allen Beteiligten. Bei Pflegeeltern-Abenden können sich Familien austauschen. Es werden Fortbildungen zu Themen wie Traumatisierung oder Pubertät geboten, und einmal im Jahr steigt ein Sommerfest für alle Familien.
Weitere Informationen: Jugendamt Trier, Telefon 0651/718-2516 (Ingeborg Schöndorf), 0651/718-2517 (Peter Schuck) und 0651/718-3502 (Udo Moske).