Datenverarbeitung Gesundheitsamt Trier-Saarburg kritisiert Sormas-Software

Trier · Beim Computerprogramm Sormas, auf das die Gesundheitsämter bundesweit ihre Datenverarbeitung umstellen sollen, müsse nachgebessert werden – sagt zumindest die Trier-Saarburger Behörde. Das zuständige Helmholtz-Institut meint, das Amt könne trotzdem schon mit der Software arbeiten.

Gesundheitsamt Trier-Saarburg kritisiert Sormas-Software
Foto: Roland Morgen

Eigentlich sollten die Gesundheitsämter bundesweit schon längst alle auf das einheitliche Computer-Programm Sormas umgestellt haben. Doch während einer Pandemie, die die Ämter ohnehin bis an ihre Grenzen – und darüber hinaus  – fordert, mal eben die Software auszuwechseln, mit der sämtliche Daten verarbeitet werden, ist viel verlangt. „Der Aufwand ist wirklich riesig“, berichtet Thomas Müller, Sprecher des Gesundheitsamts Trier-Saarburg.

Die Behörde, die auch für die Stadt Trier zuständig ist, hat das neue Programm mittlerweile zumindest auf ihren Rechnern installiert. Die Mitarbeiter werden derzeit geschult, mit der neuen Datenverarbeitung umzugehen. Im Einsatz ist Sormas allerdings noch nicht.

Dringlichkeit hatte die Sache Anfang April gewonnen: Die Stadt Trier kündigte an, Corona-Modellstadt werden zu wollen – mit den dazugehörigen Möglichkeiten, Theater und Tufa mit strengen Hygienekonzepten zu öffnen und sogar Sportveranstaltungen in der Arena Trier vor Publikum wieder zu ermöglichen. Das entsprechende Konzept reichte die Stadt noch vor Ostern beim Land ein.

Eine der Voraussetzungen für die Erlaubnis, Modellkommune zu werden, ist allerdings, dass das dazugehörige Gesundheitsamt mit Sormas arbeitet. Unter anderem, weil die Handy-App Luca damit gekoppelt werden kann. Luca ermöglicht die elektronische Registrierung persönlicher Daten beim Eintritt in Geschäfte, Theater oder eben auch Sportstätten. So sollte die Kontaktnachverfolgung digital möglich werden.

Zweite Grundvoraussetzung für den Zuschlag als Modellstadt ist, dass die jeweilige Kommune stabil unter einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 liegt. Seit mehreren Tagen liegt Trier allerdings deutlich darüber, so dass der Modellversuch mit zusätzlichen Öffnungen derzeit in weitere Ferne gerückt ist.

Wann das Gesundheitsamt auf Sormas umstellt, ist offenbar noch unklar. Dabei hatte die Behörde vorige Woche noch angekündigt, dass es diese Woche soweit sein werde. „Im Laufe der Schulungen hat sich allerdings herausgestellt, dass es Probleme bei der Anwendung in Gesundheitsämtern gibt, die für zwei Kommunen – bei uns Stadt und Landkreis – zuständig sind“, erklärt Behördensprecher Thomas Müller. „Jemand, der gerade die Daten eine Stadtbewohners eingegeben hat, muss sich für die Eingabe von Daten eines Kreisbewohners erstmal abmelden und wieder anmelden – und dies mehrmals am Tag, quasi ständig. Dies ist für die tägliche Arbeit praxisfern, nicht zumutbar und zeitfressend“, schimpft Müller.

Die Problematik ist dem Helmholtz-Institut (HZI) für Infektionsforschung, das die Gesundheitsämter beim Umstellprozess begleitet, bekannt. Gérad Krause, Sormas-Projektleiter und Abteilungsleiter Epidemiologie beim HZI, erklärt gegenüber dem TV allerdings, wie das Problem zu lösen sei: „Die Teams im Gesundheitsamt müssen entweder entsprechend organisiert werden oder einzelne Nutzer melden sich je nach Situation entweder als Landkreis-Bearbeiter oder als Stadt-Bearbeiter an“, erläutert der Projektleiter. Zwar arbeite das HZI an einer nutzerfreundlicheren Lösung. „Wir empfehlen aber, mit der jetzt bereits möglichen Verfahrensweise zu beginnen“, betont Kraus.

Beim Gesundheitsamt Trier zieht man das offenbar nicht in Betracht: „Diese Entweder-oder-Anmeldung und -Bearbeitung ist aus unserer Sicht absolut nicht praktikabel“, sagt Behördensprecher Müller und verweist darauf, dass das Gesundheitsamt Trier-Saarburg mit einer Software namens „Mikado“ über ein funktionierendes Datenverarbeitungsprogramm verfüge, mit dem das Amt seit Beginn der Pandemie auf einem „hohen Digitalisierungsniveau“ arbeite. Die Probleme, die es mit Sormas gebe, lägen „nicht im Zuständigkeitsbereich des Gesundheitsamtes“.

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