Gewalt gegen Frauen

TRIER. (red) Seit Einrichtung der Interventionsstelle im November vergangenen Jahres mussten die Mitarbeiterinnen in 99 Fällen häuslicher Gewalt tätig werden.

Diese Bilanz zog Astrid Pößiger nun während der offiziellen Eröffnung der Interventionsstelle. Gleichzeitig befassten sich 90 Vertreter und Vertreterinnen aus psychosozialen Arbeitsfeldern sowie den Bereichen Polizei und Justiz mit Interventionstrategien bei Gewalt in engen sozialen Beziehungen und Qualitätsstandards für Interventionsstellen. In einem ersten Erfahrungsbericht der Mitarbeiterinnen der Interventionsstelle stellte Pascale Scalla zunächst das Besondere an der Arbeit der Interventionsstellen dar, den so genannten proaktiven Ansatz. Nach dieser Arbeitsweise gibt die Polizei nach einem Einsatz wegen Gewalt an Frauen in engen sozialen Beziehungen Adresse und Telefonnummer des Opfers an die Interventionsstelle weiter. Diese nimmt mit der betroffenen Frau Kontakt auf und macht ihr auf der Grundlage des Gewaltschutzgesetzes ein Beratungsangebot. So soll sichergestellt werden, dass die Frau die Möglichkeiten des Gewaltschutzgesetzes wie zum Beispiel ein Näherungs- oder Kontaktverbot oder eine Wohnungszuweisung nutzen kann. Polizeioberrat Walter Marx, Leiter der Polizeiinspektion Trier, machte in seinem Beitrag deutlich, dass die Zahl der Einsätze der Polizei wegen häuslicher Gewalt wesentlich höher liege als die genannten 99 Fälle. Er betonte, dass für die Polizei das Einschreiten bei Gewalt in engen sozialen Beziehungen eine zentrale Aufgabe darstelle. An dieser Stelle habe innerhalb der Polizei ein Veränderungsprozess stattgefunden. Während früher derartige Delikte als so genannte Familienstreitigkeiten eingestuft wurden, bei denen kein größerer Handlungsbedarf gesehen wurde, gilt heute Gewalt in engen sozialen Beziehungen unter dem Stichwort "häusliche Gewalt" als Delikt, bei dem die Polizei tätig werden muss. Dabei seien nach der Statistik der Trierer Polizei in 85 Prozent Frauen die Opfer der Gewalt. In bundesweiten Statistiken gehe man von einer weiblichen Opferzahl von 95 Prozent aus.Ausreichend Personal notwendig

Heike Herold von der Koordinationsstelle in Mecklenburg-Vorpommern verdeutlichte, dass für eine erfolgreiche Arbeit von Interventionsstellen die Einhaltung von Qualitätsstandards notwendig sei. Dazu gehörten eine flächendeckende Einrichtung von Interventionsstellen sowie eine ausreichende personelle Ausstattung jeder einzelnen Stelle. In Mecklenburg-Vorpommern habe es sich als sinnvoll erwiesen, mit interdisziplinären Teams von Sozialpädagoginnen und Juristinnen zu arbeiten.

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