Gewerbebrache soll Platz für Wohnprojekt machen

Trier-Zewen · Im Gewerbegebiet BZ12 in der Wasserbilliger Straße in Zewen steht ein Wohnhaus. Mit ein Grund, weshalb das Grundstück nebenan seit 18 Jahren brach liegt. Die Eigentümer planen dort Häuser für betreutes Mehrgenerationenwohnen, doch die Stadt verweigert die Umwandlung in ein Mischgebiet. Heute befasst sich der Stadtrat mit dem Thema.

Trier-Zewen. Das Dach ist eingestürzt, der Schutt liegt meterhoch, nur das Gerippe der alten Halle steht noch. Seit die Bäume gefällt und die Sträucher gerodet sind, ist die Ruine hinter dem Stahltor in der Wasserbilliger Straße 69 in Zewen gut sichtbar. Seit 1995 liegt das 7000 Quadratmeter große Gelände brach, auf dem ab 1951 Natur- und Kunststeine sowie Marmor verarbeitet wurden. "Wenn nichts passiert, bleibt das so liegen", sagt Rainer Friedrich, der gemeinsam mit seinem Bruder Peter im Auftrag ihrer Mutter, der Grundstücksbesitzerin, nach einer neuen Nutzung sucht.
Passieren soll einiges. Da sind sich die Friedrichs mit den weiteren sieben Eigentümern der Grundstücke, die im Bereich des Bebauungsplans BZ12 an der Wasserbilliger Straße liegen, einig. Deshalb haben sie sich zu einer Interessengemeinschaft (IG) zusammengeschlossen. Ihr Ziel: die Nutzung, die die Planung festschreibt, zu ändern, vom Gewerbe- zum Mischgebiet.
"Dann wäre der bestehende Konflikt zwischen Gewerbenutzung und Wohnen gelöst", ist sich Rainer Friedrich sicher. Nun erhält die IG BZ12 Unterstützung von den Fraktionen CDU, Grünen, FWG und FDP, die einen entsprechenden Antrag für die heutige Stadtratssitzung gestellt haben. Problematisch für eine neue Gewerbeansiedlung sind die Wohnhäuser entlang der Straße, die "Hausmeisterwohnungen", wie die IG-Mitglieder witzeln, und das 1995 errichtete Neun-Familien-Haus oberhalb der Friedrich-Brache; der Aufstellungsbeschluss für BZ12 erfolgte erst zwei Jahre später. Zudem macht den ansässigen Firmen das starke Gefälle der Grundstücke von der Straße zur Bahn hin mit bis zu zwölf Metern Höhenunterschied Probleme. Dadurch sei eine Erschließung nur punktuell möglich. "Eine vernünftige Nutzung ist nicht machbar", sagt Peter Friedrich.
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"Seit 1997 bieten wir das Grundstück über Makler und Anzeigen an", sagt der 55-Jährige. Bisher ohne Erfolg. "Der letzte Interessent war im Dezember ein Bio-Discounter." Der habe seine Lieferzeiten frühmorgens, sagt er mit Blick auf das Wohngebäude nebenan. Da seien Probleme mit den Anwohnern programmiert. Wegen des hohen Lärmpegels sei auch die Ansiedlung von handwerklichen Betrieben und produzierendem Gewerbe nicht möglich.
Der Bebauungsplan von 2001 sei nicht glücklich formuliert, meint Rainer Friedrich. Der Abstandserlass in Rheinland-Pfalz sehe zur Vermeidung schädlicher Umwelteinwirkungen einen Mindestabstand von 100 Metern zwischen Wohn- und Gewerbegebiet vor. "Dies ist hier nicht gegeben", sagt der 51-Jährige; die ersten Wohnhäuser Zewens liegen gegenüber der Firma Baltes.
Ähnlich wie Friedrichs geht es auch Elvira und Emil Welsch, die eine 8000 Quadratmeter große Fläche neben der ehemaligen Steinfabrik und dem Wohnhaus besitzen. Auch hier wurden früher Natursteine verarbeitet, anschließend stand dort ein Baubedarf. Heute werden Grundstück und Gebäude als Lager, Abstellplatz für Wohnwagen und Büros genutzt. "Wenn hier ein Mischgebiet wäre, könnten wir uns weiterentwickeln", sagt Elvira Welsch.
Friedrichs haben für ihr Grundstück schon eine konkrete Planung vorgelegt, an der auch Welschs interessiert sind: betreutes Mehrgenerationenwohnen. Geplant ist ein Dreiseithof mit Wohnungen zwischen 60 und 100 Quadratmetern Größe, Praxen, Kita und Café-Lounge in sieben Häusern, die miteinander verbunden sind. Das Konzept hat Friedrich im März 2012 dem Ortsbeirat Zewen vorgelegt, der eine Nutzungsänderung in ein Mischgebiet befürwortet. "Das Gewerbegebiet ist damals aus der Not geboren und nicht mehr zeitgemäß", sagt Ortsvorsteher Helmut Mertesdorf (CDU). "Als Gewerbeflächen sind die Grundstücke nicht zu vermarkten, das hat sich in den vergangenen 15 Jahren gezeigt."
Extra

Die Umwidmung des Gewerbegebiets BZ12 in ein Mischgebiet wurde im Dezernatsausschuss IV am 27. Februar beraten. Damals hat die Verwaltung dies aufgrund der städtischen Flächenknappheit bei Gewerbestandorten abgelehnt. CDU, Grüne, FWG und FDP schreiben im neuen Antrag, dass sie die ablehnende Stellungnahme der Verwaltung zur Kenntnis nähmen. "Jedoch sprechen eine Reihe von Argumenten für eine Umwidmung." Dies sind die benachbarten Wohngebäude und die schwierige Erschließung. "Zudem werden im Bereich Monaiser Straße in den kommenden Jahren zusätzliche, deutlich attraktivere Gewerbeflächen erschlossen", so die Fraktionen, "weshalb eine Umwandlung des BZ 12 in ein ‚Besonderes Wohngebiet‘ beziehungsweise ‚Mischgebiet‘ vertretbar ist." mehi

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