Gewerbeflächen und ein trojanisches Pferd

Trier/Trierweiler · Stadtrat diskutiert emotional über den Zusammenhang von Moselaufstieg und möglichen Ansiedlungsflächen bei Herresthal.

Trier braucht in den kommenden 20 Jahren dringend zusätzliche Gewerbeflächen. Da im Tal aber absehbar viel zu wenig Raum zur Verfügung steht und alle Versuche gescheitert sind, zum Beispiel im Bereich Güterbahnhof Ehrang oder am Kockelsberg neue Flächen auszuweisen, hat der Stadtrat auf Antrag von CDU, FDP und UBT die Verwaltung nun beauftragt, mit dem Kreis Trier-Saarburg und der Gemeinde Trierweiler konkrete Gespräche aufzunehmen. Dabei soll ausgelotet werden, ob am Rande der Eifelseite des Stadtgebiets bei Herresthal gemeinsam mit dem Kreis ein interkommunales Gewerbegebiet entstehen könnte.

"Eine Anbindung an die unmittelbar benachbarte A 64 wäre dann dringend notwendig", machte Udo Köhler (CDU) deutlich. Der Bau des Moselaufstiegs vom Tal zur Autobahn, der ganz in der Nähe verliefe, sei für ein solches Gewerbegebiet zwar nicht zwingend, würde es aber aufwerten. Diese Anmerkung des Fraktionsvorsitzenden brachte vor allem die Gegner des umstrittenen Großprojektes in Fahrt.

"Wir sind und bleiben gegen den Moselaufstieg", stellte Richard Leuckefeld für Bündnis 90/Die Grünen klar. "Ein Gewerbegebiet bei Herresthal/Trierweiler wäre dafür ein trojanisches Pferd." Der Antrag, der Verwaltung deshalb den weniger konkreten Auftrag zu geben, generell das Potenzial für Gewerbegebiete rund um Trier zu prüfen, fand allerdings erwartungsgemäß keine Mehrheit. Denn diese Überprüfung ist bereits im Rahmen der Untersuchungen für den Flächennutzungsplan 2030 erfolgt, mit dem ernüchternden Ergebnis, dass im Bereich Kockelsberg bei Aach Natur- und Wasserschutz auch langfristig keine Ansiedlung von Gewerbe erlaubt.

Die Deutsche Bahn gibt - auch zur Erleichterung der Pfalzeler Ortsvorsteherin Margret Pfeiffer-Erdel - den ehemaligen Güterbahnhof mit dem Verweis auf Eigenbedarf nicht her. Und die General-von-Seidel-Kaserne bei Euren steht zumindest für die nächsten Jahre wegen der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) nicht zur Verfügung.

Ortsvorsteher Hans-Alwin Schmitz (UBT) betonte, der Ortsbeirat Euren/Herresthal habe sich bereits für ein interkommunales Gewerbegebiet an der A 64 ausgesprochen. Auch die AfD unterstützt dieses Projekt. Michael Frisch: "Wir gehen davon aus, dass eine Autobahnanbindung nur im Zusammenhang mit dem Moselaufstieg kommen wird."

Gegen den Aufstieg, der im Bundesverkehrswegeplan als Projekt mit hoher Priorität steht, ist zwar nach wie vor die SPD im Trierer Stadtrat, wie Carl-Ludwig Centner betonte. Sven Teuber kritisierte aber die Argumentation der Grünen: "Es wäre fatal, ein Gewerbegebiet bei Herresthal als symbolisches Projekt abzulehnen." Der Landtagsabgeordnete ermutigte zu mehr Gelassenheit: "Der Moselaufstieg ist zwar beschlossene Sache. Er wird aber in den nächsten Jahrzehnten nicht kommen."

Mit deutlicher Mehrheit (33 Ja/11 Nein) stimmte der Rat schließlich für den Antrag von CDU, FDP und UBT.
Ob ein solches Gewerbegebiet allerdings realistische Chancen hat, hängt wesentlich von den betroffenen Gemeinden im Kreis Trier-Saarburg ab. Trierweilers Ortsbürgermeister Matthias Daleiden zeigte sich einige Tage vor der Stadtratssitzung enttäuscht (TV vom 24. Mai). Mit ihm habe bislang niemand aus Trier über das Thema gesprochen. Oberbürgermeister Wolfram Leibe versicherte am Mittwochabend, dies sei inzwischen geschehen. "Wir haben nicht die Absicht, die betroffenen Gemeinden zu übergehen."

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