Gewinner und Verlierer

Bei Olk (Kreis Trier-Saarburg) haben Probebohrungen zur Ermittlung von Kalkstein-Vorkommen begonnen. Ein Firmenkonsortium interessiert sich für den großflächigen Abbau von Rohstoffen. Unterdessen wächst der Widerstand.

Ralingen/Welschbillig. Weißland - so nennen die Älteren das Gelände-Dreieck zwischen Windmühle, Kunkelborn und Olk, weil dort schon mal der Boden weißlich schimmert, wenn er im Herbst abgeerntet ist und blank liegt. Das kommt vom Kalkstein, der im Weißland in mächtigen Schichten unter der Erde liegen und qualitativ hochwertig sein soll. Genauere Werte sollen Probebohrungen ergeben, die die Firma Lava-Stolz (Hillesheim) und zwei Partnerunternehmen in Auftrag gegeben haben (der TV berichtete). Eine Wittlicher Bohrfirma hat gestern am nordöstlichen Rand des rund 220 Hektar großen möglichen Abbaugebiets mit der ersten von mehreren Kernbohrungen begonnen.

20 Euro für den Quadratmeter Land?



Das orange, weit sichtbare Bohrfahrzeug hat zwei Landwirte angelockt, an denen sich das Wohl und Wehe des Projekts trefflich schildern lässt. Der eine, Werner Margraff aus Kunkelborn, ist einer von mehr als 20 Landeigentümern und würde an das Firmenkonsortium verkaufen. "Ich bin 56 und habe keinen Betriebsnachfolger", sagt Margraff, "wenn ich jetzt Geld dafür bekommen kann, dann nehme ich es auch. Und so denken alle Eigentümer, mit denen ich bisher gesprochen habe." Knapp ein Euro ist der Quadratmeter Ackerland zurzeit wert, als Steinbruch wäre es ein Mehrfaches. "Hinter vorgehaltener Hand ist von 20 Euro die Rede", sagt Bauer Margraff. Sein Kollege Andreas Schröder aus Olk hat kein Eigentum, aber 24 Hektar Land gepachtet. "Für mich wäre es ein herber Schlag, auf diese Flächen könnte ich nicht verzichten", sagt er. Für weitere drei Landwirte sei eine Nutzung als Steinbruch existenzbedrohend.

Die Olker Bürgerin Hildegard Winkels geht im Weißland öfter mit ihrem Hund spazieren. Sie wohnt im Neubaugebiet und ist gegen die Abbaupläne: "Dann kriegen wir Staub und Lärm ab, die Lebensqualität leidet, und unsere Häuser verlieren an Wert." Von der Anhöhe "Auf Dischelt", die zu Ralingen gehört, hätte die Familie Weiler den Mega-Steinbruch in voller Breite vor der Nase. "Es wäre eine Sauerei, die schöne Landschaft zu verschandeln", sagt Ernst Weiler. Man könne den Landwirten nicht verübeln, dass sie verkaufen, meint Gisela Ankly aus Kunkelborn, allerdings würden die Verkäufer auch von den "verheerenden Auswirkungen" ihres Handels wenig mitbekommen, weil sie außerhalb wohnten. Alleine im Ralinger Gemeinderat sind sieben Mandatsträger befangen. Ortsbürgermeister Oswald Disch gehören 16 Hektar Land; wenn im Rat der Steinbruch zur Debatte steht, gibt er den Vorsitz an seinen Beigeordneten ab.

Meinung

Geld oder Moral?

Jetzt, wo die Probebohrungen begonnen haben, wird so manchem Anwohner erst richtig bewusst, dass das der Anfang einer gigantischen Grabungsaktion werden könnte. Dass es bisher so abwartend und ruhig zuging, liegt sicher daran, dass es quer durch Orte und quer durch Familien Nutznießer und Verlierer gibt. Man gönnt den Landbesitzern, von denen einige nicht auf Rosen gebettet sind, ihr Verkaufsglück. Andererseits: Wenn alle verkaufen, könnte alles verloren sein, denn dann haben die Investoren ein zusammenhängendes, wirtschaftlich zu betreibendes Abbaugebiet mit allen negativen Begleiterscheinungen für Mensch und Umwelt. Geld oder Moral? Wohin letztlich das Pendel ausschlägt, wird wohl erst deutlich werden, wenn die Ergebnisse der Bohrungen vorliegen und der zu erwartende Antrag bei der Kreisverwaltung das Genehmigungsprozedere in Gang setzt. a.follmann@volksfreund.de

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