Gezerre ums Gelände hinter der Tufa

Trier · Wohnhaus oder Tufa-Erweiterung? Was auf der Brache hinter der Tuchfabrik entstehen soll, darüber sind sich Triers Kulturdezernent und die städtische Baudezernentin uneins. Eine Entscheidung soll im September fallen.

 Hinter der Tufa haben Kinder die Tufatopolis zusammengezimmert. Wie das Gelände langfristig genutzt werden soll, ist unklar. TV-Foto: Friedemann Vetter

Hinter der Tufa haben Kinder die Tufatopolis zusammengezimmert. Wie das Gelände langfristig genutzt werden soll, ist unklar. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. "Wir platzen aus allen Nähten", sagt Teneka Beckers, Leiterin des Kulturzentrums Tufa. Freien Theatergruppen fehlen Probenräume, der große Saal ist zu niedrig für große Bühnenbilder und Tanzaufführungen. Zudem ist das Tufa-Gebäude sanierungsbedürftig. Lösen würde die Probleme ein Erweiterungsbau auf dem rückwärtigen Eckgrundstück zwischen Gervasius- und Wechselstraße (siehe Extra). Profitieren könnte davon auch das Stadttheater, ebenfalls auf der Suche nach Räumen für Werkstätten und Proben. "Während der geplanten Theatersanierung könnte ein Neubau hinter der Tufa zudem als Ausweichspielstätte dienen", sagt Beckers. Soweit die Träume der Trierer Theaterleute und ihres Dezernenten Thomas Egger.
Die Pläne von Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani sehen anders aus. Nach ihrem Willen soll hinter der Tufa ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen. Seit Jahren laufen dazu Gespräche mit einer Trierer Projektgemeinschaft. "Unser Interesse, dort ein Haus mit knapp 20 Wohnungen und Flächen für Dienstleister im Erdgeschoss zu schaffen, besteht weiter", bestätigt der gebürtige Trierer Wolfgang Ewald, der das Projekt zusammen mit einem Trierer Investor - einem Privatmann - realisieren will.
Die Entscheidung, ob das Gelände für eine Tufa-Erweiterung oder den Bau des Wohnhauses genutzt werden soll, hat das Rathaus auf September terminiert. Bis dahin will Kulturdezernent Egger, derzeit in Elternzeit, ein Konzept erarbeiten, wie der Tufa-Anbau aussehen könnte - und wie er zu finanzieren wäre.
Die Baudezernentin hat derweil noch ein anderes Eisen im Feuer: Der Investor für das Wohnhaus besitzt ein Grundstück in Trier-West, das Kaes-Torchiani dringend benötigt. Über das Gelände sollen die zurzeit vom Straßennetz abgeschnittenen Bahngleise bei der geplanten Reaktivierung von Personenzügen auf der Westtrasse für Autos, Fußgänger und Busse erschlossen werden. Außerdem ist das Privatgrundstück zwischen den Gleisen und der Rampe zum Bahnübergang am westlichen Kopf der Römerbrücke teilweise für den Bau des neuen Stadtteilplatzes notwendig, den der Masterplan Trier-West vorsieht.
"Wir haben dieses für die Entwicklung von Trier-West so wichtige Areal der Stadt im Tausch gegen das Eckgrundstück hinter der Tufa angeboten", sagt Wolfgang Ewald. Ein Kuhhandel sei das nicht: "So ein Tausch ist absolut üblich, wenn Kommunen eine Privatfläche dringend benötigen", erklärt der Stadtplaner. Ob er und sein Investor das Gelände auch rausrücken, wenn die Entscheidung über das Eckgrundstück zugunsten der Tufa ausfällt? "Darüber haben wir noch nicht nachgedacht. Angesichts der hohen Kosten, die eine Tufa-Erweiterung für die hoch verschuldete Stadt bedeuten würde, gehen wir allerdings davon aus, dass die Stadt von diesem Vorhaben Abstand nehmen wird."Extra

Zurzeit nutzt die Tufa das rückwärtige Gelände für das Kinderbauprojekt Tufatopolis. "Uns war jedoch immer klar, dass das nur eine Zwischenlösung ist", sagt Tufa-Leiterin Beckers. Als Ausweichstandort hat die Stadt ein Gelände unterhalb der Europäischen Rechtsakademie angeboten. "Auf das Tufatopolis zu gegebener Zeit durchaus umziehen könnte", sagt Beckers. woc

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