Glaube im Alltag Bald ist Weihnachten
Ich liebe diese Abende im Frühsommer. Dann sitze ich auf der Terrasse, bis die Nacht kommt. Kinder im Bett, Tagwerk getan, noch ein paar letzte Sonnenstrahlen tanken. Die Fledermäuse beginnen zu kreisen über der Wiese nach Sonnenuntergang und nehmen noch eine späte Mahlzeit.
Herrlich. In den Tagen um Johannis (24. Juni) ist dieses Schauspiel besonders intensiv. Eigentlich geht die Sonne bei uns hinter einem Berg unter. Um den Johannistag sorgt der weite Lauf der Sonne dafür, dass sie neben dem Berg untergeht. Das gibt noch mal ein Extrastündchen. Und das genieße ich.
Apropos Johannis. Der Johannistag gilt als Geburtstag Johannes des Täufers. Eine bekannte Figur aus dem Neuen Testament, von dem erzählt wird, dass er ein besonders asketischer Zeitgenosse und ein Prophet gewesen sei. Er lebt abgeschieden in der Wüste und ernährt sich von Heuschrecken und wildem Honig, wie die Bibel weiß. Johannes predigt Umkehr und hat seine Anhängerschaft, zu der auch Jesus gehört. Johannes tauft Jesus im Jordan und wird zum Wegbereiter für Jesus und dessen Botschaft. Über Jesus sagt Johannes: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ (Johannes 3,30) Dass der Geburtstag Johannes des Täufers auf den 24. Juni fällt, liegt nun daran, dass Johannes und Jesus nach der Schilderung des Evangelisten Lukas genau sechs Monate auseinander sind. Das passt auch gut mit dem Spruch zusammen von dem Wachsen und Abnehmen. Johannes markiert die Sommersonnenwende.
Womit ich wieder bei meinen Abenden auf der Terrasse bin. Ich mag mir gar nicht auszudenken, dass die Tage nun schon wieder kürzer werden. Aber so ist es. Es geht geht Schritt für Schritt auf Weihnachten zu. Das Fest Jesu, das Licht der Welt in der Dunkelheit, ein heller Schein im trüben Dasein. Gott wird Mensch und zeigt uns damit, wie Menschlichkeit geht. Nicht nur mitten im Winter. Daran will ich mich abends auf der Terrasse erinnern lassen – und bis dahin noch jeden Sonnenstrahl mitnehmen, den ich kriegen kann.
Pfarrer Christoph Urban, Konz