Glaube im Alltag Sieger der Herzen

In 80 Tagen um die Welt – davon habe ich als Kind geträumt. Der Segler Boris Hermann hat es sogar geschafft. Er ist bei der Regatta Vendée Globe alleine mit seiner Jacht in 80 Tagen um die Welt gesegelt.

 Superintendent Jörg Weber

Superintendent Jörg Weber

Foto: Jörg Weber/privat

Ich habe mit Segeln nichts am Hut, aber das war total spannend.

Hermann hat per Video von seinem tollkühnen Abenteuer berichtet. Von den meterhohen Wellen, dem wenigen Schlaf oder den Flauten. Kurz vor dem Ziel hatte er noch Siegchancen. Aber dann rammte Hermann im Schlaf ein Fischerboot, die Warnsysteme hatten versagt. Er war total enttäuscht, hat aber dennoch weitergemacht und nicht aufgegeben.

Hut ab vor dieser Leistung. Ich werde so was nie erreichen. Aber ich finde, das Vertrauen von Boris Hermann in seine Möglichkeiten war immens. Außerdem erzählt diese Regatta Geschichten vom Leben. Wie die Ostergeschichten, nur auf andere Art.

Denn in den biblischen Geschichten von Karfreitag und Ostern geht es auch um das volle Leben. Und was die Auferstehung des Lebens mit der tiefen Verzweiflung des Karfreitags, dem Todestag Jesu, zu tun hat: Der Karfreitag steht für die Verzweiflung der Menschen, für die durch Jesu Tod eine langjährige Beziehung zu Ende ging und an Ostern plötzlich wiederaufleben konnte.

Die Geschichten vom auferstandenen Jesus zeigen, wie Menschen neu hoffen und vertrauen, wie stärkend der Glaube an das Leben sein kann. Ich weiß nicht, ob der Segler Boris Hermann an Gott glaubt. Aber für mich ist er ein Beispiel für dieses Vertrauen. Und für den Glauben, der mir hilft, weiterzumachen, auch wenn die Wellen ziemlich hoch sind und Hindernisse auftauchen. Gewonnen hat Boris Hermann nicht, aber er war Sieger der Herzen. „Man muss an die guten Dinge auch glauben“, hat er gesagt.

Diese Haltung hilft mir, gibt mir Trost und stärkt mich gerade in diesen Tagen, in denen ich oft genug nicht weiß, wie es weitergeht. Sie gibt mir Hoffnung und Kraft und lässt mich immer wieder aufstehen, trotz zähem Lockdown, trotz Ungewissheiten und Ängsten.

Deshalb ist der Sieg des Lebens an Ostern für mich auch so etwas wie ein Sieg der Herzen.

 Dr. Jörg Weber, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier

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