Glaube im Alltag Bitte nicht erst in 100 Jahren

Die diesjährige Fastnacht war anders als gewohnt, keine Live-Veranstaltungen sondern Online-Übertragungen ohne Publikum. Beim Erklingen des bekanntesten Fastnachtshits von Ernst Neger ist mir ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen.

 Rüdiger Glaub-Engelskirchen, Hermeskeil.

Rüdiger Glaub-Engelskirchen, Hermeskeil.

Foto: Rüdiger Glaub-Engelskirchen

Der Refrain des Liedes, entstanden aus einem Kinderreim aus dem Jahr 1894, hat mich emotional voll erwischt: „Heile, heile Gänsje, Es is bald widder gut, Es Kätzje hat e Schwänzje, Es is bald widder gut, Heile, heile Mausespeck, In hunnerd Jahr is alles weg.“

In wie vielen Notlagen wurden diese Zeilen schon gesungen? Ich denke mit Schrecken an die Folgen der beiden Weltkriege. Besonders die nachfolgende Strophe hat die wahnsinnigen Auswirkungen des Krieges im Visier. „Wär ich einmal der Herrgott heut, dann wüsste ich nur eens: Ich nähm’ in meine Arme weit mein arm’zertrümmert’ Meenz. Und streichel es ganz sanft und lind und sag’ „Hab’ nur Geduld! Ich bau Dich widder auf geschwind! Ja, Du warst doch gar net schuld. Ich mach dich widder wunnerschee, Du kannst, Du derfst net unnergehn.“ Ein zerstörtes und zweigeteiltes Deutschland, zertrümmerte Städte überall. In einer solchen ausweglosen Situation die hoffnungsbringende und aufbauende Botschaft zu hören. „Heile, heile Gänsje! Es ist bald wieder gut.“

Szenenwechsel: Viele Mütter und Väter haben dieses Lied wohl ihren Kindern vorgesungen, wenn diese Kummer hatten. So gehen meine Gedanken auch zurück in die Kindheit unserer mittlerweile 21-jährigen erwachsenen Tochter. Wenn sie traurig war oder sich verletzt hatte, dann spendeten diese Zeilen Trost und Hoffnung. Mithin wurde der Schmerz „weggeblasen“ und es ging wieder aufwärts. So einfach lassen sich nicht alle Probleme lösen, auch das Hoffnungslied der Fastnachtssession 2021 fegt nicht alle Sorgen hinweg. Möge Gott uns dennoch segnen und uns gerade jetzt Trost und Hoffnung schenken. Möge ER unseren Kummer und unsere Sorgen heilen. Dies ist mein innigster Wunsch an diesem 2. Fastenwochenende im Jahr 2021.

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