Glaube im alltag

Viele Gemeinden haben am vergangenen Wochenende das Erntedankfest gefeiert oder feiern es an diesem. An Erntedank erinnern wir uns dankbar an unsere Lebensgrundlagen, die Nahrung, die die Erde hervorbringt.

Und noch an viele weitere Dinge, die wir zum Leben nötig haben: einen Partner oder eine Partnerin, gute Freunde, ein anregendes Buch, eine erfüllende Arbeit oder ein Hobby. "Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit", heißt es in der Bibel dazu (Psalm 145). Das spricht von großem Gottvertrauen und von dem, was man den rechten Zeitpunkt nennt. Bei Getreide oder Gemüse würde man von Reife sprechen. Wenn die Dinge zur rechten Zeit kommen, ist das in der Tat ein Grund, Gott zu danken, an allen Tagen und an Erntedank ganz besonders. Verschweigen dürfen wir aber auch nicht, dass Gott auch viele Dinge zur Unzeit beschert hat - was einen aus den Socken gehauen hat, schockiert, überrascht, was noch gar nicht reif war und viel zu früh gekommen ist, wie der plötzliche Tod eines Angehörigen, eine schmerzhafte Trennung oder der zerplatzte Lebenstraum. Daher gehört zu Erntedank nicht nur die Freude über das, was mir übers Jahr geschenkt wurde, sondern auch die Solidarität mit denen, die nicht das haben, was sie zum Leben nötig haben, die hungern oder die traurigen Herzens sind. Um diese Solidarität tatkräftig auszudrücken, sammeln die christlichen Kirchen in den Fest-Gottesdiensten für Hilfsorganisationen wie "Brot für die Welt". Freude kann man teilen, und freilich kann jeder und jede dort etwas tun, wo er und sie gebraucht wird. Danken und Teilen gehört für Christenmenschen zusammen. Weil sie wissen, dass sie von Gott reichlich beschenkt wurden, können sie etwas abgeben. Pfarrer Christoph Urban, Trier

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