glaube im alltag

Schreien finde ich ja eigentlich nicht so gut. Aber manchmal wünsche ich mir doch jemanden, der mich anschreit.

glaube im alltag
Foto: (h_st )

Nicht aus Wut, sondern vor lauter Freude. So wie Bosse das in einem seiner Songs macht. Da heißt es: "Du schreist Hurra in mein Gesicht. Hurra, Hurra und dann kommt Licht. In all mein Schwarz, dein grellstes Blinken. Dein Hurra gegen das Versinken." Ich mag dieses Lied. Ich mag es, wenn Bosse mir sein Hurra ins Gesicht schreit ... So geradeheraus und ohne Schnörkel. "Dein Hurra" heißt dann auch das Lied, das für mich ein echter Ohrwurm geworden ist. "Dein Hurra in mein Gesicht. Und alle Zweifel, alle Faxen werden lächerlich. Du gegen mein Verlorengehn'. Deine Lässigkeit lässt mein ,Kaputt' alt aussehen. Mein Selbstmitleid kaust du wie Dessert und kippst drei Gläser Kummer hinterher." So ein bisschen norddeutsche Ruhrpottlyrik, lässig und gut. Mir hilft das. Besonders an Tagen, an denen man sich eben genau so fühlt: Versunken im Selbstmitleid, geplagt von Kummer, zweifelnd an allem, was einem lieb und teuer ist. Buchstäblich schwarze Tage. Wunderbar, wenn mir dann jemand sein Hurra ins Gesicht schreit. Das wirkt bei mir ähnlich wie ein Satz aus der Bibel: "Denn Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest." Ich bin mir sicher: Gott schickt uns Menschen, die uns begleiten und uns davor bewahren zu fallen - ob sprichwörtlich oder in die Dunkelheit unserer Verzweiflung. Und wie gesagt - manchmal ist es gut, einen Schreihals in der Nähe zu haben. Für all die Momente des Fragens, des Zweifelns, der Angst. Gegen alles Selbstmitleid und allen Kummer. Einen, der lauthals Hurra schreit - und mir dabei ins Gesicht blickt und mich meint. Hurra! Pfarrerin Maike Roeber, Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort