glaube im alltag

Vor genau 499 Jahren hat ein Hammerschlag die Welt verändert. Na ja, eigentlich war es kein Hammerschlag.

Und wahrscheinlich war es auch Martin Luther nicht selbst, der seine berühmten 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg geschlagen hat. Genau genommen wurden sie auch nicht mit dem Hammer angeschlagen. Es war ein schlichter Aushang. Wahrscheinlich vom Pedellen, also dem Hausmeister der Universität angebracht. Aber das hat Geschichte gemacht, so dass es ab heute ein Jahr lang viele Veranstaltungen gibt zu diesem Anfang der sogenannten Reformation. Aber was bedeutet dieses historische Ereignis, das lange zurückliegt, eigentlich für mich? Mit der Reformation verbinde ich die Erkenntnis und die Erfahrung, dass der gute Gott mich als Mensch so liebt, wie ich bin. Mit allen meinen Stärken und Schwächen. Ich bin nicht die Summe meiner Taten oder meiner Leistungen. Ich bin als Mensch wichtig. Ich glaube, dass mich Gott so befreit und erlöst hat. Und deshalb habe ich eine vergnügte Grundeinstellung zum Leben, weil ich mich von Gott gehalten weiß. Die evangelische Kirche im Rheinland hat sich für dieses Jahr das treffende Motto "Ich bin vergnügt, erlöst, befreit" gegeben. Das stammt aus einem Psalm vom Kabarettisten Hans-Dieter Hüsch. Darin drückt sich für mich in kurzen Worten der Kern der sogenannten Rechtfertigungslehre aus. Die hat Martin Luther sozusagen als reformatorische Entdeckung erneut ans Licht gebracht. Diese Rechtfertigungslehre hat nach heutigem Verständnis zwischen evangelischer und katholischer Kirche in versöhnter Verschiedenheit viel Trennendes überwunden. Deshalb feiern wir 500 Jahre Reformation an vielen Stellen auch ökumenisch als Christusfest. Ich wünsche allen, die mit uns in diesem Jahr unterwegs sind, ein anregendes Jahr und die Erfahrung, dass wir vergnügt, erlöst und befreit von Gott gehalten sind. Das kann schon heute Abend an vielen Stellen bei der Nacht der Kirchen zum Reformationstag geschehen. Dr. Jörg Weber, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier

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