Glaube im Alltag

Perspektivlosigkeit ist wohl einer der schlimmsten Zustände, in die ein Mensch geraten kann. Einfach nicht zu wissen, was kommt, wie es weitergeht: Wir sehen dies in den Augen von Flüchtlingen, Hinterbliebenen verheerender Naturkatastrophen, von Menschen ganz in unserer Nähe, die aus den unterschiedlichsten Gründen für sich keine Perspektive mehr sehen.

 Markus Leineweber

Markus Leineweber

Foto: (h_st )

Ihnen zu helfen, heißt, ihnen eine neue Perspektive zu eröffnen. Eine Perspektive zu haben, heißt, wieder handlungsfähig zu werden, Dinge in die Hand nehmen, sich engagieren zu können. Dabei müssen diese Menschen darauf vertrauen dürfen, dass man wahrhaftig ist und es ernst meint mit dem, was man als Perspektive anbietet oder gar verspricht. Dort, wo Perspektiven nur vorgetäuscht werden, handelt man aus falschem Mitleid, unaufrichtig oder gar böswillig. Würden wir Gott ein solches Verhalten zutrauen? Im Geschehen der Himmelfahrt Christi macht uns Gott deutlich, dass es eine Perspektive gibt, die über das Diesseits hinausgeht. Sollte dies alles nur von ihm vorgetäuscht sein? Billige Vertröstung, um den Alltag geduldiger ertragen zu können, in der Hoffnung, dass uns irgendwann eine bessere Welt erwartet? Dies anzunehmen würde heißen, Gott selbst in Frage zu stellen. Wenn wir an einen guten Gott glauben, müssen wir davon ausgehen, dass er es ernst meint, dass da noch was kommt. Eine solche Perspektive ist keine Vertröstung auf später. Die Zusage, dass es weitergeht, hat konkrete Auswirkung auf das Heute. Diese Perspektive befähigt uns, heute tätig zu werden, in dem Bewusstsein, dass es sich "lohnt" und Sinn macht, sich für eine bessere Welt einzusetzen - trotz aller Rückschläge. Nur im Kontext einer solchen Perspektive besteht die Chance, angesichts der vielen Krisen in der Welt und der ganz naheliegenden nicht zu kapitulieren. Markus Leineweber, Diplom-Theologe

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