Handel Ein Blick nach Koblenz zeigt, was Globus in Trier plant (Video)

Trier/Koblenz · Im Stadtteil Bubenheim geschah 2014 genau das, was aktuell in Trier viele Politiker und Institutionen befürchten. Ein Globus-Markt wurde eröffnet. War das gut oder schlecht für Koblenz und seinen Handel?

Der Globus-Markt in Koblenz-Bubenheim wurde 2014 eröffnet.

Der Globus-Markt in Koblenz-Bubenheim wurde 2014 eröffnet.

Foto: Trierischer Volksfreund/Jörg Pistorius

Zwei Städte, ein Plan: Der saarländische Globus-Konzern will im Industriegebiet Euren am Stadtrand von Trier einen neuen Markt eröffnen. In Koblenz hat Globus das bereits getan: 2014 startete der Markt im Stadtteil Bubenheim. Aus Trierer Sicht ist dieses Projekt aus mehreren Gründen hochinteressant, denn er soll dem geplanten Globus-Warenhaus in Euren im Bezug auf Größe und Aufbau als Modell dienen. Wer wissen will, was auf Trier zukommt, falls die Stadt die Ansiedlungspläne des Konzerns genehmigt, findet deshalb in Koblenz die präziseste Vorhersage, die zurzeit möglich ist.

Die Parallelen Der Konzern bezeichnet den Markt in Bubenheim als seinen deutschlandweit modernsten Standort. Das Haus präsentiert eine Verkaufsfläche von 10 000 Quadratmetern – so groß soll auch der Trierer Markt werden. Eine eigene Bäckerei und Metzgerei gehören zum Standort, auch das soll in Trier genauso sein. 40 Millionen Euro hat Globus in Bubenheim investiert, das ist auch die Zahl für Trier.

Die Position in Stadtrandlage ist eine weitere  starke Parallele. Der Koblenzer Markt liegt mitten im Gewerbe- und Technologiepark Bubenheim im Norden der Stadt. Dieses 660 000 Quadratmeter große Areal ist die Heimat mehrerer Branchengrößen im Einzelhandel wie Ikea und Saturn. Um hier einziehen zu können, hat Globus seinen alten Standort im Löhr-Center in der Innenstadt aufgegeben.

Der geplante Standort für Trier liegt in der Niederkircher Straße im Industriegebiet Euren – direkt an der Tanktouristenroute über Zewen und Igel in Richtung Luxemburg. Die Entfernungen beider Häuser zu ihren jeweiligen Innenstadtzentren betragen rund sechs Kilometer. In Koblenz hat Globus vom September 2014 bis zum Oktober 2015 einen Shuttlebus vom alten Standort im Löhr-Center zum neuen Markt in Bubenheim angeboten.

Die Folgen in Koblenz Die Frage, ob Globus nach Trier kommen soll, wird in der Politik- und Händlerszene der Stadt kontrovers diskutiert. Wie hat sich die Lage in Koblenz seit der Eröffnung des Marktes in Bubenheim 2014 verändert? Der TV fragt die Stadtverwaltung, Pressereferent Thomas Knaak antwortet.

„Der Globus in Koblenz hat 2015 begonnen, seinen bis dahin belegten Innenstadtstandort im Löhr-Center  zu räumen“, erläutert Knaak. Doch diese frei werdende Fläche war schnell wieder gefüllt, und zwar wieder von einem Lebensmittel-Einzelhändler. „In den Standort im Zentrum ist inzwischen Rewe eingezogen.“

Das ist nicht alles. „Seit der Ansiedlung von Globus vor den Toren der Stadt ergaben sich insgesamt noch weitere Lebensmittelansiedlungen im Zentrum, darunter Al-Natura und Deens, sowie Erweiterungen bei Aldi und Rewe, so dass die Versorgung nicht gelitten hat.“

Was also hat der Umzug von Globus an die Stadtrandlage in Koblenz insgesamt bewirkt? Knaak: „Die Ansiedlung von Globus ist für die Stadt insgesamt sehr positiv. Auch konnte das bis dahin vorhandene Abwandern in die benachbarten Orte wieder rückgängig gemacht werden, die Bevölkerung kann jetzt wieder in Koblenz einkaufen. Damit einher ging eine positive Wirkung auf den Arbeitsmarkt in diesem Bereich.“

Der Nonfood-Bereich Alle Artikel, die man nicht essen kann, fallen im Jargon der Einzelhändler in den Nonfood-Bereich. In Koblenz sitzt der Lebensmittelmarkt im Erdgeschoss. Fährt der Besucher die Rolltreppe hoch, findet er Kleintextilien wie Strümpfe, Haushaltswaren, Glas und Porzellan, Schreibwaren, Bücher, Tiernahrung, Wasch- und Putzmittel, Spielwaren, Uhren und Schmuck. Dieses Angebot soll in Trier in einigen Teilen anders aussehen, betont Andreas Bohlen, der Regionalleiter Standortplanung bei Globus.

„Es gibt noch keine konkrete Angebotsplanung für den Nonfood-Bereich in Trier“, sagt Bohlen. Grundsätzlich kündigt er aber schon jetzt an, „dass wir in Trier auf Schuhe, Uhren und Schmuck verzichten“. Kleintextilien, Geschenkartikel und Haushaltswaren sind jedoch auch in Trier geplant  auf insgesamt 3500 Quadratmetern.

Der Blick nach Koblenz Der Markt in Koblenz besteht im Kern aus drei Teilen. Vor dem Eintritt in den Lebensmittelmarkt im Erdgeschoss wandert der Kunde durch eine Passage mit einem großen Gastronomiebereich und kleineren Anbietern wie einer Apotheke und einem Friseur. „Die Kunden sollen hier nicht nur einkaufen, sondern auch essen und kleinere Besorgungen erledigen können“, sagt Regionalleiter Bohlen. „Viele Mitarbeiter aus dem Gewerbegebiet kommen zum Mittagessen hierher. Dieses Prinzip werden wir auch in Trier verfolgen.“

Die Lebensmittel dominieren das Erdgeschoss mit großen Theken und Bereichen für Käse, Fleisch und Wurst, Obst und Gemüse. Hier herrscht viel Betrieb, ebenso im Gastronomiebereich vor den Kassen.

Wesentlich einsamer wird es im ersten Stock in der Nonfood-Abteilung. „Es gibt bestimmte Segmente, die sich für uns nicht mehr lohnen“, sagt der Koblenzer Geschäftsleiter Patrick Schlüter. „Uhren und Schmuck beispielsweise, oder Elektroartikel. Dafür kommt der Kunde nicht zu uns.“

„Ich bin im Koblenzer Stadtmarketing aktiv“, erklärt Schlüter. Diese Institution ist vergleichbar mit der City-Initiative Trier, die einen Globus dieser Größe und Struktur in Euren abgelehnt hat. In Koblenz sei das anders gelaufen, sagt Schlüter. „Der Umzug vom Zentrum in die Randlage wurde hier von Anfang an als Chance verstanden, den Handel in Koblenz für die Kunden attraktiver zu machen.“

Ob Globus einen solchen Markt in Trier errichten darf, wird sich erst 2019 entscheiden.

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