Glockenklare Stimmen

TRIER/PRÜM. Auf einer Konzertreise durch das Bistum Trier machte der Mädchenchor der Domsingschule Rottenburg auch Station in Prüm und Trier. In beiden Städten konnte das Publikum ein Ensmble erleben, das sich durch eine ganz besondere Klangkultur auszeichnete.

Alte Kirchen sind für viele Besucher oftmals stumme Zeugen unserer Geschichte. Doch manchmal kann man den Eindruck haben, so stumm seien diese Bauwerke gar nicht, man kann der Illusion erliegen, sie schwingen mit, sie geben Antwort auf das, was in ihnen geschieht. Gleich zweimal konnte man in der Region so etwas erleben, als die Mädchenkantorei der Domsingschule Rottenburg auf ihrer Konzertreise zunächst in der St. Salvatorbasilika in Prüm und dann im Trierer Dom Station machte. Die Heimatkirche der jungen Damen ist der kleinste Dom, den die deutsche katholische Kirche kennt. Gleichzeitig aber sind sie Teil der größten Domsingschule in unserem Land, die insgesamt über 500 Mitglieder zählt. Solche Gegensätze tauchten auch in den beiden Konzerten der Mädchenkantorei unter der Leitung von Domkapellmeister Frank Leenen auf. Sowohl die Prümer Basilika als auch der Trierer Dom sind gewaltige Bauwerke, bei denen insbesondere in Trier schon so mancher Chor seine liebe akustische Not hatte. Ganz anders die schwäbischen Mädchen. Prägend für ihr gesamtes Konzert war in erster Linie ein geradezu wundervolles Piano, das sich in den Räumen ausbreitete, seinen Widerhall fand. Es nahm Besitz von den Gotteshäusern und von den zahlreichen Besuchern, die das Ensemble erleben wollten. Leenen hatte für die Konzertreise ein theologisch der Jahreszeit angepasstes Programm zusammengestellt, das sich zunächst mit der Endlichkeit des Menschen, dann mit der Hoffnung, die aus dem Advent hervorgeht, und schließlich mit dem Leben unter der Führung des Glaubens beschäftigte. Insgesamt kann man dem Chor für seine Stimmkultur, für seine Disziplin und für seine Intonationsreinheit nur die allergrößten Komplimente machen. Große emotionale Wirkung

Wer dieses Konzert erlebte, erlebte etwa Besonderes. Angefangen von der Romantik mit Felix Mendelssohn Bartholdys "Surrexit pastor bonus" und Max Regers "Danksaget dem Vater", über zeitgenössische Werke sie Vic Nees "Tollite portas" oder dem "Achat shaalti meet Adonay" des Israelischen Komponisten Avraham Amzallag, Leenens Sängerinnen meisterten ihre Aufgaben makellos. Den letzten Block bestimmten Kompositionen des Domkapellmeisters und der indischen Komponistin Celeste Cordo, durch die mit den für europäische Ohren fremdartigen Klängen auch der Aspekt der Weltkirche in das Programm Einzug hielt. Besondere Faszination aber übte Leenens "Wandeln nach der Weisung des Herrn" aus, bei dem ein Teil des Chores im Mittelgang Bibelsprüche musikalisch deklamierte, der andere Teil um das Publikum herum ging und einen Klangteppich auslegte. Leenen begleitete das Ganze vom Chorraum aus mit einer Handpauke, die als Symbol der Zeit unablässig das Geschehen begleitete. Ein meditatives Werk, das für denjenigen, der sich darauf einließ, nicht zuletzt durch die glockenklaren Stimmen große emotionale Wirkung hatte. Die Zäsuren zwischen den Chorblöcken wurden in Prüm durch den Assistenten der Domsingschule, Michael Culo, in Trier durch Domorganist Josef Still in gleichermaßen beeindruckender Weise markiert. Hauptsache der Konzerte war aber zweifelsfrei der Chor, der in beiden Städten ein begeistertes Publikum zurückließ.

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