Glosse

Wir spielen Stau Dum-didel-dei, dum-didel-dei. Es gibt hinreichend erprobte Methoden, den Verkehr in und um Trier lahm zu legen. Drei bis vier Flöckchen Schnee, eine Handvoll geschickt platzierter Baustellen, die famose Ampelschaltung oder die üblichen Groß-Einkaufstage - derlei genügt gemeinhin, um Autofahrer in den Wahnsinn zu treiben.

Manche Liebhaber des stockenden Verkehrs halten das traditionelle Stau-Repertoire nun für ausgereizt. Zu altbacken, langweilig. Sie haben kreativ gehirnt und hochmoderne, innovative Stop-and-go-Konzepte entwickelt. Dienstag, 17. April, A 64, Rastplatz Sauertal: "Verkehrsbefragung" zur Erkundung der Pendelei nach Luxemburg. Ergebnis: eine zehn Kilometer lange Blechkarawane, stundenlange Schleichfahrt. Mittwoch, 18. April: Die Stadtteile Kürenz, Tarforst, Olewig, Filsch - Einflugschneise für Tausende - sind zwischen sieben und neun Uhr blockiert. Nichts geht mehr. Ursache: Ein Radiosender hat zusammen mit der Tankstelle an der Universität zum Gratis-Spritzapfen eingeladen. Grandiose Idee! Resultat: lange Schlangen - wie einst in der DDR, wenn alle Jahre wieder ein paar Kisten Bananen geliefert wurden. Was kommt als Nächstes? Vielleicht stellt der Sender seine Moderatorin "Kati" ja nackend ans Moselufer ("Eine Stunde kostenlos gucken für alle Audi-, BMW- und Mercedes-Fahrer, Kleinwagen-Besitzer zahlen die Hälfte!"). Oder die Dampfradio-Plauderer vergraben am Verteilerkreis Nord zehn güldene Konstantin-Münzen ("Bringen Sie Spaten und Hacke mit, liebe Autofahrer!"). Welch' ein Spaß! Alle sind lustig. Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn es heißt: Wir spielen Stau! Dum-didel-dei, dum-didel-dei. Peter Reinhart

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