Gloucester/Trier. Als Dresden 2003 im Hochwasser unterging, war die Triererin Rosemarie Berens zu Besuch bei ihren englischen Freunden in Gloucester. "Die Überschwemmung war das große Thema. Wir unterhielten uns, wie man wohl weiterleben kann, wenn das gesamte Hab und Gut einfach weggespült wird", erzählt Berens, zweite Vorsitzende der Trierer Gloucester-Metz-Gesellschaft. Jetzt versinkt die südenglische Partnerstadt nach tagelangem Stark regen selbst in einer "Jahrhundertflut". Schlägereien um die letzten Wasserflaschen

David Jacobs, Vorsitzender der "Glouslinks" - rund 40 Bürgern aus Gloucester, die seit 1993 regelmäßig Trier besuchen - wohnt mit seiner Familie im höher gelegenen Süden der Stadt. "Wir selbst haben seit heute wieder Strom und Wasser", erzählt er am Telefon. Dem tiefer gelegenen Rest von Stadt und Grafschaft ginge es schlechter: "Rund 350 000 Menschen sind immer noch von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten, bis Montagabend hatten 40 000 keinen Strom." Mittlerweile habe die Armee das Wasser aus dem E-Werk gepumpt und die Stromversorgung soweit wiederhergestellt. Die Arbeit von Feuerwehr, Polizei und Hilfskräften sei hervorragend, "auch wenn sie nicht viel tun können, solange das Wasser da ist". Immer noch müssten Hilfebedürftige über den Luftweg aus von Wassermassen eingeschlossenen Häusern gerettet werden. "Ständig kreisen Hubschrauber über der Stadt", sagt Jacobs. Das Krankenhaus sei evakuiert und rund 80 Insassen des örtlichen Gefängnisses in andere Anstalten verlegt worden.Die Arbeitswelt ruhe derzeit in Gloucester. "Rathaus und öffentliche Einrichtungen sind lediglich mit Notmannschaften besetzt", sagt Jacobs. Veranstaltungen fielen aus, die meisten Supermärkte hätten geschlossen. David Jacobs hat die Flut-Warnungen befolgt und für seine Familie ausreichend Lebensmittel bevorratet. Die Läden seien am Tag vor der Flut allerdings völlig überlaufen, viele Artikel ausverkauft gewesen. Um die letzten Wasserflaschen habe es richtige Schlägereien gegeben, einige Märkte seien geplündert worden. "Die, die nicht rechtzeitig einkaufen waren, werden jetzt von der Armee mit Nahrung versorgt", sagt Jacobs. Die Hilfskräfte hätten mittlerweile große Trinkwasser-Tanks in der Stadt aufgestellt. In langen Schlangen stünden die Bürger an, um sich mit Wasser zu versorgen. "Sie müssen Behälter mitnehmen, in denen sie Wasser zum Kochen, Waschen und für die Toilettenspülung nach Hause tragen", sagt Jacobs. Das Rathaus informiert übers Internet, dass auch einige Supermärkte Wasserflaschen ausgeben, vier Halbliterflaschen für jeden. Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen hat noch am Montag dem Bürgermeister von Gloucester geschrieben und seine Betroffenheit über die Jahrhundertflut ausgedrückt. "Wir fühlen uns in diesen schweren Stunden in besonderer Weise mit den Freunden in Gloucester verbunden", heißt es in dem Brief. Hilfe angeboten hat auch die Trierer Feuerwehr: Boote und Pumpen will man zur Verfügung stellen. Sobald das Hochwasser zurückginge. Danach sah es am gestrigen Dienstag beinahe aus: "Wir haben sonniges Wetter, keinen Regen. Das gibt uns Hoffnung", sagte Jacobs. Für den heutigen Mittwoch sind allerdings neue Regenfälle gemeldet. Die Behörden rechnen mit einem weiteren Anstieg der Flut. Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen und die Gloucester-Metz-Trier Gesellschaft rufen zu Spenden für die Menschen in Triers Partnerstadt auf, die durch die Flut alles verloren haben. Das Spendenkonto bei der Sparkasse Trier (BLZ 585 501 30) hat die Nummer 889 881, Stichwort: Hochwasserhilfe Gloucester. Welt Seite 28