Good Morning

Gestern Morgen, Werbung im Radio. Eine Frauenstimme preist einen "Personal weight balance manager" an. Weil mich aus Gründen, die hier keiner weiteren Erörterung bedürfen, alles interessiert, was mit dem Körpergewicht zu tun hat, gehe ich der Sache nach.

Der "persönliche Gewichtsmanager" entpuppt sich als Waage, die piepst, wenn man eine zuvor eingestellte Kilo-Marge übersteigt. Dass man Dinge verbal aufbläst, um sie bedeutsamer erscheinen zu lassen, kennen die Älteren von uns spätestens seit den Siebzigern, als die Putzfrau zur Raumpflegerin avancierte. Aber mit dem Einbruch des Englischen in unsere Berufs- und Freizeitwelt treibt dieser Trend immer wildere Blüten. Der Hausmeister ist zwar tariflich immer noch Hausmeister, darf sich aber mit dem Titel "Facility Manager" schmücken, der manchen schnöden Dr. phil. vor Neid erblassen lässt. Und welche Verkäuferin bleibt nicht gerne samstags bis 22 Uhr, wenn sie als "Key account consultant" amtieren darf. Nicht zu reden von dem Kundendienstler, der jetzt als "Field service engineer" die Waschmaschinen-Trommel austauscht. Besonders hübsch wird es, wenn englische Bezeichnungen wieder von englischen Bezeichnungen verdrängt werden. Die netten Mädels, die bei den TBB-Bundesligaspielen tanzenderweise die Pausen füllen, hießen bis zur letzten Saison Cheerleader. Jetzt können sie nur noch halb so viele Tänze, sind aber zu "Motivation Artists" aufgestiegen. Vielleicht hat einer die Sache mal übersetzt und fand "Motivationskünstler" sympathischer als "Jubelführer". Ich gönne den ganzen Sprachgauklern ja eine Arbeit auf der nächsten Autobahn-Raststätte - als Zero-zero-Assistant im Vorraum des Human-Waste-Sanitation-Departments.

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