Gott suchen!

Vor 60 Jahren wurde der Jesuitenpater Alfred Delp von den Nationalsozialisten hingerichtet. Pater Delp, der auch Philosoph und Journalist war, hatte 1935 mutig gegen die heraufziehende braune Ideologie Stellung bezogen.

Den Nationalsozialisten war daran gelegen, unter den Schlagworten "Volk", "Blut" und "Ehre" einen neuen Menschen heranzubilden. Gegen diese Absicht schreibt Pater Delp: "Diese Gesellschaft wird den Menschen verlieren, weil sie Gott nicht sucht." Seine prophetischen Worte sind in Erfüllung gegangen. Ungezählte Menschen hat der nationalsozialistische Irrsinn das Leben gekostet. Auch Pater Delp musste seinen Widerstand mit dem Leben bezahlen: am 2. Februar 1945 wurde er erhängt. Seine prophetischen Worte sind noch immer aktuell. Wenn der Blick auf Gott verstellt wird, durch wen oder was auch immer, dann bleibt der Mensch im Dunkeln. Wer Gott nicht sucht, wird auch den Menschen nicht finden. Und wenn Gott in Vergessenheit gerät, ist der Mensch in höchster Gefahr. Diese Gedanken gelten heute und immer. Der Glaube an Gott, für den jeder Mensch eine einzigartige, unübertreffbare Bedeutung hat, wird sich zwangsläufig auf das Menschenbild einer Gesellschaft auswirken. Wo dieser Glaube aber verlorengeht, wird sich auch das Bild des Menschen verdunkeln. Wenn der Mensch zum Spielball unterschiedlicher Mächte wird, wenn er zu einem Instrument der Ökonomie verkommt, wenn er einzig nach dem beurteilt wird, was er leisten kann oder welchen Erfolg er hat. Immer dann droht der Mensch verloren zu gehen. Die Fastenzeit als eine Zeit der Suche nach Gott ist auch für die Erneuerung des Menschen eine große Chance. Wenn wir Gott neu finden, werden wir auch Seiten an uns entdecken, die in unserer Gesellschaft unterzugehen drohen. Im Blick auf Gott erstrahlt die Größe des Menschen in vollem Licht. Michael Bollig, Hochschulpfarrer in Trier, ( bollig@khg-trier.de)

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