Grillen in Trier: Jetzt geht's um die Wurst

Trier · Der Frühling ist da und weckt die Debatte um das Grillen im öffentlichen Trierer Raum aus dem frostigen Winterschlaf. Während sich die Politik auf eine definitive Entscheidung vorbereitet, verteidigt Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani die von ihrem Dezernat ermittelten Kosten von jährlich bis zu 95 000 Euro für Einrichtung und Reinigung der Grillplätze.

Trier. Aktuell gilt die vom Stadtrat beschlossene Grünflächen- und Spielplatzsatzung, nach der Grillen und offenes Feuer auf öffentlichen Flächen generell verboten sind. Diese Entscheidung löste eine der lebhafteren Trierer Debatten im Jahr 2011 aus (der TV berichtete mehrmals), und sie ist noch nicht vorbei. Das zurzeit geltende absolute Grillverbot könnte enden, wenn der Dezernatsausschuss IV in seiner nächsten Sitzung am Mittwoch, 21. März, die von den Ortsbeiräten und der Stadtverwaltung zusammengestellte Liste möglicher öffentlicher Grillplätze beschließt. Sollte dieser Beschluss zustande kommen, dann dürfen dort, und wirklich nur dort Grillpartys stattfinden.
Doch es kann auch anders kommen. Die CDU wird beantragen, das freie Grillen - Ausnahmen sind Spielwiesen, Zierflächen und Hundefreilaufzonen - in der kommenden Saison wieder zu erlauben. Nur im Palastgarten soll die Stadt feste Grillstellen einrichten. Die Christdemokraten begründen diesen Schritt mit den vom Baudezernat ermittelten Kosten für die Einrichtung der Grillplätze. Würden alle 16 eingerichtet und regelmäßig gereinigt, müsse die Stadt dafür pro Jahr bis zu 95 000 Euro investieren.
Seitdem diese Zahlen auf dem Tisch liegen, hagelt es Proteste. Es wurde sogar der Vorwurf laut, die Baudezernentin habe die Kosten der bei ihr nicht beliebten öffentlichen Grillplätze bewusst viel zu hoch kalkulieren lassen und damit zum Scheitern verurteilt. Simone Kaes-Torchiani stellt sich im Gespräch mit dem TV diesen Vorwürfen: "Das ist eine unverschämte Diffamierung der Mitarbeiter meines Dezernats, die ich mit Sicherheit nicht so stehen lassen werde." 95 000 Euro sind auf den ersten Blick eine Menge Geld für 16 Grillplätze. "Das mag ja sein", sagt Kaes-Torchiani. "Trotzdem muss ich doch darstellen, was das alles kostet." Jede Grillstelle muss auf insgesamt sechs Quadratmetern gepflastert werden, zwei davon sind für den Müllbehälter reserviert. Unterm Strich stehen 1400 Euro pro errichteter Stelle. Einige Grillplätze, beispielsweise der am Nordbad, setzen sich aus mehreren Einzelstellen zusammen.
Zwischen April und Oktober müssen die Müllbehälter an jedem zweiten Werktag und an jedem Wochenende geleert und die Plätze gereinigt werden. "Sonst bleiben Reste zurück, die Ratten und Marder anlocken und üble Gerüche verbreiten." Im Palastgarten müsste das Stadtreinigungsamt täglich anrücken.
Der damit verbundene Arbeitsaufwand sei realistisch berechnet worden. "Die Reinigungseinsätze pro Platz sind ganz normal mit 25 bis 35 Minuten kalkuliert worden", erklärt die Baudezernentin. "Natürlich wurden sie auch so weit wie möglich in den Tourenplan des Stadtreinigungsamts eingepasst."
Dieses System bedeute für das Stadtreinigungsamt und zusätzliche Firmen wie den Bürgerservice viele Einsätze an Wochenenden und Feiertagen. "Und die müssen wir alle bezahlen", so Kaes-Torchiani. "Es nutzt überhaupt nichts, den Arbeitsaufwand und die Kosten wie ein trotziges Kind zu leugnen." Die Baudezernentin fordert die Kritiker auf, ihren Worten Taten folgen zu lassen: "Wer tatsächlich glaubt, das ginge auch alles für die Hälfte, soll ein Angebot einreichen."
volksfreund.de/palastgarten
Meinung

Schachmatt!
Stadtrat und Verwaltung haben sich gegenseitig schachmatt gesetzt. Die Ratsfraktionen können die vom Baudezernat vorgelegten Kosten für die Einrichtung der Grillplätze nicht mehr akzeptieren, das wäre nach den massiven Zweifeln an deren Rechtmäßigkeit ein zu großer Gesichtsverlust. Damit scheitert allerdings auch die Verwaltung mit ihrem Versuch, das wilde Grillen und seine Hinterlassenschaften in den Griff zu bekommen. So bleibt nur noch ein Weg: Der Rat muss das Totalverbot aufheben und das freie Grillen wieder erlauben. j.pistorius@volksfreund.de

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