Große Ehre für den großen Sohn

Da kommt doch noch zusammen, was zusammen gehört: Zum 80. Geburtstag am 9. März ernennt seine Heimatgemeinde Leiwen Günther Reh zum Ehrenbürger. Die Ehrenbürgerschaft Triers hat der wohl erfolgreichste Unternehmer der Region vor Jahren abgelehnt.

 Wahl-Trierer mit sozialer Ader und Heimweh nach Leiwen: Günther Reh und Gattin Käthi. TV-Foto: Roland Morgen

Wahl-Trierer mit sozialer Ader und Heimweh nach Leiwen: Günther Reh und Gattin Käthi. TV-Foto: Roland Morgen

Trier/Leiwen. Aufhebens um seine Person und öffentliche Auftritte sind ihm zuwider, Ehrungen verweigert er sich in aller Regel. Trotz der Milliardenumsätze, die sein Firmenimperium gemacht hat, ist er, wie Kenner sagen, "bescheiden und auf dem Teppich geblieben". Günther Reh, in aktiven Jahren einer der weltweit größten Wein- und Sektproduzenten, ist mit normalen Maßstäben nicht beizukommen. Wenn Besucher in seinem Altersdomizil im Herzen Triers den herrlichen Blick auf Dom und Liebfrauen preisen, entgegnet er: "Ich habe trotzdem Heimweh. Nach Leiwen." Obwohl er im Trierer Marienkrankenhaus zur Welt kam und das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium (heute Max-Planck-Gymnasium) besucht hat: "Ich bin im Grunde meines Herzens ein Leiwener Jung'." Insofern haben ihn die Leiwener voll ins Herz getroffen, als sie beschlossen, Günther Reh an seinem 80. Geburtstag (9. März) zum Ehrenbürger zu machen.Überraschenderweise lehnte er nicht ab "Ich bin fast in Ohnmacht gefallen und dachte erst: nein! Denn ich wollte am Geburtstag niemanden sehen und hatte bereits eine Reise für meine Frau und mich gebucht." Doch der Sinneswandel kam schnell: "Der Gemeinderat hat den Beschluss einstimmig gefasst. Das will was heißen, denn die sind sonst ja nicht nur begeistert von mir", sagt Reh und gibt gerne zu: "Ich bin außergewöhnlich stolz. Ich hatte überhaupt nicht erwartet, dass die Leiwener so an mich denken."Tatsächlich war der große Sohn der Gemeinde in der Heimat nicht immer nur gut gelitten. Als Kirchturmdenken gängige Praxis war, dachte der Großunternehmer schon in internationalen Maßstäben: "Man hat mich oft für bekloppt gehalten." Bezeichnendes Beispiel für das ambivalente Verhältnis: Als Reh Leiwen 1970, zum 50-jährigen Bestehen der vom Vater übernommenen Firma Carl Reh - Keimzelle des Wein- und Sekt-Imperiums -, den Weinbrunnen stiftete, zierte sich der Gemeinderat und nahm die Schenkung mit einer Stimme Mehrheit an. Damals hat er sich geärgert, heute sieht Reh das anders: "Wir Leiwener sind eben ein besonderes Völkchen. Manchmal stur, aber mit herzlichem Kern." An Rehs Verdiensten gibt es nach Ansicht von Ortsbürgermeister Claus Feller "nichts zu deuteln. Seine Hilfs- und Spendenbereitschaft haben nicht nur Leiwen, sondern die gesamte Region vorangebracht. Es ist an der Zeit, ihm unsere höchste Ehre angedeihen zu lassen: die Ehrenbürgerschaft." Statt Präsenten: Spenden für das Altenstift

Die erste übrigens der Nachkriegsgeschichte. Als die Stadt Trier ihm vor einigen Jahren die Ehrenbürgerschaft antrug, winkte Reh ab: "Das passte irgendwie nicht", meint er und verschweigt diplomatisch, dass sein zuletzt angespanntes Verhältnis zum damaligen OB Helmut Schröer wohl das Haupt-Hindernis war. Leiwen beschenkt Reh, und der beschenkt Leiwen. Das Fest der Ernennung zum Ehrenbürger findet an seinem 80. Geburtstag am Sonntag, 9. März, ab 14 Uhr im Ferienpark Eurostrand statt. Eingeladen sind auf Wunsch des Jubilars alle 1700 Leiwenerinnen und Leiwener, aktive und Ex-Mitarbeiter von Reh-Firmen sowie alle Freunde der Rehs und Leiwens. Jeder Gast erhält eine eigens zum Anlass geprägte vergoldete Münze. 2000 Exemplare hat er anfertigen lassen: "Ich möchte, dass sich die Menschen an mich erinnern, wenn ich nicht mehr da bin." In diesem Sinne will er auch keine persönlichen Geschenke, sondern Leiwen bei der Einrichtung eines Altersstifts helfen. Spenden statt Präsente - typisch Reh. In den letzten Jahren hat er rund zehn Millionen Euro für wohltätige Zwecke locker gemacht - meist verbunden mit der Auflage, nicht zu sagen, von wem das Geld stammt.Extra Günther Reh war in aktiven Jahren einer der weltweit größten Sekt- und Weinproduzenten. Das von ihm mit Geschick und Gespür auf- und ausgebaute Imperium (u.a. Faber Sekt, Schloss Wachenheim) hat er in inzwischen unter seinen fünf Kindern aufgeteilt, die aus der 1954 geschlossenen Ehe mit Gattin Käthi hervorgegangen sind. Seine ausgeprägte soziale Ader und Heimatverbundenheit spiegeln sich in der Gründung von gemeinnützigen Stiftungen wider, die Behinderte, das Leiwener Vereinsleben und den Riesling fördern. Rehs zweites Steckenpferd ist die Erhaltung historischer Immobilien. Alleine in Trier besitzt er 50 hochkarätige Gebäude, darunter das Dreikönigenhaus und die Steipe, in der er das Trierer Spielzeugmuseum untergebracht hat. (rm.)

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