Stadtentwicklung Große Kunst im Trierer Burgunderviertel

Trier · Mit einer spektakulär gestalteten Fassade werben der Projektentwickler EGP für den bevorstehenden Wandel des Viertels und die Agentur Urban Drips für sich selbst.

 Spektakulär präsentiert sich der Eingang zum Burgunderviertel auf dem Petrisberg. Die von der Entwicklungsgesellschaft EGP beauftragte Gestaltung soll auf den bevorstehenden Wandel des Viertels hinweisen.

Spektakulär präsentiert sich der Eingang zum Burgunderviertel auf dem Petrisberg. Die von der Entwicklungsgesellschaft EGP beauftragte Gestaltung soll auf den bevorstehenden Wandel des Viertels hinweisen.

Foto: Rainer Neubert

Das Motto spricht Bände: „Alles ist eine Leinwand!“ Mit diesem Motto beschreibt die Agentur Urban Drips die Philosophie ihrer Künstler. Was konkret damit gemeint ist, ist seit wenigen Wochen am Eingang zum Burgunderviertel zu sehen. Innerhalb von vier Tagen haben Youri „Mantra“ Cansell und Laurent „Love“ Steinmayer dort ein ganzes Haus in ein buntes Kunstobjekt verwandelt.

Das ehemalige Wohnviertel für französische Offiziere und deren Familien soll sich in den nächsten Jahren zu einem attraktiven neuen Wohnviertel mit bis zu 490 Wohnungen bei möglichst wenig Verkehr entwickeln (der TV berichtete). „Wir wollen dieses Projekt mit verschiedenen Aktionen in Trier bekannt machen“, sagt David Becker, Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft EGP. „Abbrucharbeiten sind immer destruktiv. Wir wollen aber positiven Aufbruch signalisieren. Das große Graffito vermittelt das sehr gut.“

Über den Kontakt eines Kollegen zu Urban Drips sei die Idee für die Fassadengestaltung entstanden. „Wir haben denen nicht vorgeschrieben, was sie machen sollen. Die Hauptsache war der Wow-Effekt“, sagt Becker, der sich über das Ergebnis freut. „Schon die Entstehung ist ein echtes Happening gewesen. „Das hat richtig für Aufsehen gesorgt.“

Diesen Effekt hat die überdimensionale Mischung aus dem fotorealistischen Motiv zweier Sprayer und der in Blautönen gehaltenen Farbexplosion von verschachtelten Buchstaben- und Formelementen unweigerlich auf alle Autofahrer und Fußgänger, die an der Ecke Kohlenstraße/Burgunderstraße unterwegs sind. Das weiß auch Karl „Kobe“ Berg, der bei Urban Drips der Hauptansprechpartner für Aufträge wie diese ist. „Als wir an der Gestaltung gearbeitet haben, hatten wir tatsächlich die Sorge, es könnte Auffahrunfälle geben“, sagt er mit einem Schmunzeln. Innerhalb von vier Tagen sei aber alles fertig gewesen. „Wir sind am Freitag angefragt worden und haben am Donnerstag darauf losgelegt, als wir gehört hatten, dass das Haus vermutlich in gut einem Jahr abgerissen wird. Für uns ist das schließlich eine gute Möglichkeit, für uns zu werben.“ Das Hauptmotiv sei auf Vorschlag von Youri Cansell gewählt worden. „Es ist die Hommage und sein Danke­schön an einen sehr kranken Künstler aus Amerika.“

Cansell ist ein Weltreisender in Sachen Graffiti-Kunst. Er lebt von seinen fotorealistischen Motiven, für die in anderen Ländern zum Teil hohe Summen gezahlt werden. In Trier arbeitet der gebürtige Franzose seit einigen Jahren mit dem ebenfalls aus Frankreich stammenden Laurent Steinmayer zusammen Auch der ist ein Urgestein der Graffiti-Szene und hat mit seinen bunten Typografievariationen Trends gesetzt. Beeindruckende Ergebnisse des kreativen Zusammenwirkens der beiden sind immer wieder an Pfeilern der Konrad-Adenauer-Brücke oder der Fassade des Exhauses zu sehen. Zu den Auftragsarbeiten gehören die Gestaltung der Mauer an der Bitburger Straße oder die neue Ansicht der Mauer am Zurlaubener Ufer.

„In Trier werden in den nächsten Jahren noch einige Dinge entstehen“, sagt „Kobe“ Berg. Derzeit sei man als Agentur für urbane Gestaltung auch im Saarland gut gefragt. Von Beträgen, wie sie in Südamerika oder den USA für Graffitikunst gezahlt werden, kann er allerdings derzeit nur träumen. EGP-Geschäftsführer David Becker verrät die Summe für die Auftragsarbeit im Burgunderviertel nicht. „Wir haben das Material, den Steiger und ein kleines Honorar bezahlt“, sagt er. Das bunte Haus werde mit Sicherheit als eines der letzten abgerissen, verspricht er. Zumindest das ist im Sinne der Künstler.

Die ersten Häuser werden vermutlich im Herbst verschwinden. Mit dem Neubau des Straßennetzes soll begonnen werden, sobald der neue Stadtrat den Bebauungsplan BU 24 „Burgunder Viertel“ verabschiedet hat. Mit dem Bau der neuen Häuser soll dann im kommenden Jahr begonnen werden. Dann wird auch das letzte Stündchen für die Graffiti-Kunst an der Burgunderstraße schlagen.

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