Große Party vor fleischloser Zeit
Ab Donnerstag sind sie wieder unterwegs: die Narren. Eine Woche lang ziehen sie in bunten Kostümen durch die Straßen, rufen "Helau" und feiern ausgelassen Fastnacht. Aber woher kommt die Fastnacht eigentlich? Lucky hat bei einem Trierer Sitzungspräsidenten nachgefragt.
Trier. Wo die Fastnacht herkommt, kann niemand mit Sicherheit sagen. Wahrscheinlich hat sie etwas mit der Fastenzeit zu tun. In diesen 40 Tagen vor Ostern dürfen Christen kein Fleisch essen und keinen Alkohol trinken. Diese strenge Zeit ist für Lars Wanninger von der Trierer Karnevalsgesellschaft "Rote Funken" der Grund für das Narrenfest: "An Fastnacht versuchen die Leute so viel wie möglich zu essen, zu trinken und zu feiern", erklärt er, "damit sie die Fastenzeit überstehen."
Manche Leute glauben auch, dass wir an Fastnacht das Ende des Winters feiern. Denn früher zogen als Naturgeister verkleidete Menschen mit großem Krach durch die Straßen - ähnlich wie bei den Fastnachtsumzügen - um so den Winter zu vertreiben. Möglich ist auch der Einfluss eines römischen Festes. Dabei tauschten Sklaven mit ihren Herren die Rolle und konnten frei ihre Meinung sagen, ohne dafür bestraft zu werden. Diese "Narrenfreiheit" nutzen heute die Büttenredner, wenn sie auf der Bühne Witze über Politiker machen. Das Verkleiden stammt aus einer Zeit, als in Deutschland unsere Nachbarn aus Frankreich das Sagen hatten. Weil die Deutschen die Franzosen nicht mochten, haben sie die Kleidung der Soldaten nachgeahmt und sie so verspottet. Die Tanzgarden tragen deshalb noch heute Uniformen.
Die Fastnachtswoche beginnt am "Weiberdonnerstag", der auch "dreckiger Donnerstag" heißt. "Früher mussten die Frauen stumm am Herd stehen", erklärt Lars Wanninger. "Am Weiberdonnerstag dürfen sie feiern gehen und das Geschirr zu Hause bleibt dreckig, daher der Name." Am Donnerstag erstürmen die Narren auch das Rathaus.
Und statt dem Bürgermeister regiert das Prinzenpaar die Stadt. Aber nur bis "Aschermittwoch". Dann wird die Fastnacht symbolisch begraben. Dazu gibt es Hering, also Fisch, weil Fleisch ab jetzt verboten ist. Höhepunkt der Woche ist der "Rosenmontagszug". Auch der hat mit den Franzosen zu tun. Die Narren wollten zeigen, wie viele sie sind und dass sie keine Angst vor den Franzosen haben. Deshalb marschieren die Garden und Musikkapellen wie Soldaten. Das Werfen von Bonbons bedeutet, dass es vorm Fasten noch Süßes gibt. Die Trierer Narren begrüßen sich dabei mit einem Schlachtruf. Einer ruft den Namen der Stadt und die Menge antwortet: "Helau!"
Extra
Nicht alle, und nicht überall: Nicht alle Deutschen feiern Fastnacht. Viele feiern es gar nicht, weil sie keine Fastenzeit kennen. Manche nennen es nur anders: In Bayern sagt man "Fasching", im Rheinland "Karneval". Alle drei Wörter haben was mit "fasten" zu tun. "Fastnacht" ist die letzte Nacht vor dem Fasten. "Fasching" kommt von "Vaschang", so hieß früher das letzte Ausschenken von Alkohol vor dem Fasten. Das Wort "Karneval" ist lateinisch und bedeutet so viel wie "Fleisch, lebe wohl!". Unterschiedlich sind auch die Narrenrufe. Manche wie "Ahoi", "Alleh-Hopp" oder "Kokolores-kikeriki" klingen sehr lustig. In Trier rufen wir übrigens "Helau", in Köln "Alaaf". Das erinnert auch ans Fasten. "Alaaf" heißt nämlich "alles weg". Meint also: Esst alles weg, denn bald gibt es lange nichts mehr! (cweb)