Große Worte – viel dahinter

TRIER-MITTE. Lorenz Rommelspacher ist ein ganz normaler Teenager. Aber Lorenz kann mit seinen 16 Jahren so manchen Volljährigen dumm aussehen lassen. Denn Lorenz ist hoch musikalisch, spielt mehrere Instrumente, nimmt Gesangsunterricht und singt in mehreren Chören.

Sicher, die Musikalität liegt bei den Rommelspachers in der Familie, und der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Vater Stephan Rommelspacher, seit 2000 Domkapellmeister in Trier und zuvor Bezirkskantor in Villingen für die Region Schwarzwald-Baar, hat Talent und Begeisterung für die Musik vererbt.Mit fünf Flöte, mit sieben Klavier

Filius Lorenz (16) genoss in der musikalischen Früherziehung eine erste richtungsweisende Förderung. Mit fünf Jahren spielte er Flöte, mit sieben lernte er, auf dem Klavier zu musizieren. Dann suchte er sich das Horn als weiteres Instrument aus, sang in seiner Heimatstadt Villingen-Schwenningen im Jugendchor der Pfarrei und im Schulchor, mit dem er bei einem Chorwettbewerb gegen Universitätschöre und viel ältere Sänger siegte. Der Umzug nach Trier habe ihn "zunächst sehr enthusiastisch" gestimmt, sagt Lorenz, "aber im Schwarzwald ist meine Heimat". Trotzdem, Lorenz ist seit vier Jahren ein Trierer Junge, lebt mitten in der Stadt, besucht das Max-Planck-Gymnasium und nimmt Gesangsunterricht. Er singt im Domchor, und neben dem Klavier, das als Grundlage für ein späteres Studium unverzichtbar ist, lernt er seit Februar 2004, Oboe zu spielen. "Blasinstrumente mag ich, da fühle ich mich eher zu Hause als auf den Tasten. Die Oboe ist anspruchsvoll und kann einen tollen weichen Klang haben", sagt Lorenz. Während sich andere Gleichaltrige für Boy-Groups, Retorten-Musik, "Pseudo-Pop-Zeug" und die Charts interessieren, hört Lorenz lieber "echte", handgemachte Musik. "Musiker sollten das machen, was ihnen gefällt, und Musik aus Überzeugung machen. Aber es gibt so viele Pseudo-Künstler, die nicht selber schreiben und hinter denen nur Kommerz steht", sagt Lorenz. Er favorisiert Jazz, dessen Stücke er hört, singt und spielt. Aber er hört sich auch Klassik, Rock und Punk, argentinischen Tango oder von verschiedenen Kulturen geprägte Musikrichtungen an. "Musik, und Kunst allgemein, sind etwas ganz Besonderes. Menschen drücken in der Kunst, egal, ob sie Musik machen oder Bilder malen, ihre Gefühle aus", sagt Lorenz. "Beim Jazz, das ist auch mit dem Klezmer zu vergleichen, ist die Seele der Menschen, die die Musik machen, drin. Das hat viel mit Herz zu tun. Menschen verarbeiten ihre Nöte und Ängste darin. Aber Musik ist auch wie Liebe. Sie gibt Wärme, Geborgenheit und Zuversicht." Ein halber Poet ist Lorenz Rommelspacher, findet große Worte, wenn er über die Musik philosophiert. Seine Altersgenossen empfindet der 16-Jährige hingegen oft als oberflächlich, von anspruchsvoller Literatur und Musik seien die meisten sofort gestresst. Erstaunt sei er gewesen, dass einige Jugendliche "recht kooperativ" waren, die er im Rahmen der Arbeit für den Pastoralplan von St. Matthias zu ihrer Situation, Meinung und Wünschen befragte. Dass er sich auch bei dieser Arbeit engagierte, ist für Lorenz nichts Ungewöhnliches. "Wenn man was erreichen will, muss man auch was dafür tun", sagt er. Auf den Weltjugendtag in Köln ist der 16-Jährige gespannt. Aber aufgeregt? Nein. "Mich interessiert vor allem der Kontakt zwischen den Kulturen, Menschen kennen zu lernen, die ganz anders leben als wir. Das ist mir wichtiger, als den Papst zu sehen", sagt Lorenz. Und natürlich werde das eine große Party mit Gleichgesinnten werden. Lorenz ist eben kein Exot, sondern ein ganz normaler Teenager mit einer großen Liebe zur Musik.

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