Großer Andrang bei Typisierung für Nico und Jörg

Trier · 900 Menschen sind am Sonntag nach Trier gekommen – nicht um am verkaufsoffenen Sonntag zu shoppen, sondern um etwas zu spenden: Zunächst etwas Blut, vielleicht später Stammzellen, die einem Menschen das Leben retten können.

 Blutentnahmen am laufenden Band: Mehr als 800 Menschen haben sich im Pfarrheim St. Matthias untersuchen lassen, um eventuell als Knochenmarkspender für Nico (13) oder Jörg (44) in Frage zu kommen.

Blutentnahmen am laufenden Band: Mehr als 800 Menschen haben sich im Pfarrheim St. Matthias untersuchen lassen, um eventuell als Knochenmarkspender für Nico (13) oder Jörg (44) in Frage zu kommen.

Foto: Frank Göbel

"Und, wie haben Sie so Silvester gefeiert?", fragt Gabi Reder im Pfarrsaal von St. Matthias. Doch der kleine Plausch ist nur Ablenkung. Denn parallel zur Frage sticht die Mitarbeiterin der Stefan-Morsch-Stiftung eine Kanüle in die Armbeuge des Volksfreund-Mitarbeiters und befüllt ein kleines Röhrchen mit dessen Blut. Zwar wird nur ein Fingerhut des kostbaren Lebenssafts abgenommen, aber auch da wird manchem blümerant - darum das gute Zureden.

Aber im Laufe des Sonntags finden sich im Pfarrsaal von St. Matthias in Trier-Süd so einige Menschen ein, die aus dem kleinen Pieks keinen großen Umstand machen wollen. Sie sind gekommen, um am verkaufsoffenen Sonntag nicht nur etwas aus der Stadt mitzunehmen, sondern auch etwas da zu lassen: ein wenig Blut und damit etwas Hoffnung. Es wird geprüft, ob sie einem an Leukämie erkrankten Menschen helfen können, indem sie ihm Blutstammzellen spenden.

40 Helfer, darunter zwölf Mitarbeiter der Birkenfelder Stefan-Morsch-Stiftung, sind dazu im Pfarrsaal St. Matthias aktiv: Sie begrüßen die Ankommenden, händigen ihnen Informationen aus, entnehmen das Blut oder reichen zur Belohnung eine Tasse Kaffee oder ein Stück des ebenfalls reichlich gespendeten Kuchens.

Jedes Jahr erkranken laut des Robert-Koch-Institus etwa 9800 Menschen in Deutschland neu an dem Blutkrebs. Auch der zwölfjährige Nico und der 44-jährige Jörg, kämpfen derzeit gegen die Krankheit an (der TV berichtete). Ihre Chance auf Genesung böte der grundsätzliche Neuaufbau ihres blutbildenden Systems durch fremde Blutstammzellen. Doch der dazu nötige Eingriff ist für die Erkrankten nicht nur belastend und gefährlich - geeignete Spender sind auch rar. Für die beiden konnte selbst in den umfangreich bestehenden Spenderverzeichnissen bisher niemand gefunden werden - weshalb die Hebamme von Nico und die Schwester von Jörg die Typisierungsaktion in Trier-Süd organisiert haben.

Die Menschen in der Region lassen sich nicht lange bitten: "Wenn ich mit so ein paar Tropfen Blut letztlich ein Leben retten kann - da muss man wohl nicht mehr viel zu sagen", sagt etwa Cathrin Rietz aus Trier. Wobei die Blutprobe im Idealfall natürlich nur die Vorstufe zur eigentlichen Stammzellenspende ist. Aber auch die ist für den Spender, im Gegensatz zum Erkrankten, aus medizinischer Sicht keine große Sache, versichert die Transfusionsmedizinerin Dr. Angelika Hummel: "Die Entnahme von Stammzellen aus dem Blut dauert in der Regel nur ein paar Stunden, die Entnahme aus dem Knochenmark unter Vollnarkose dauert nur 20 Minuten. Nach einer Woche sollte der Spender schon nichts mehr davon spüren."

Eine Erfahrung, die der Vater von Kim Emmes bereits gemacht hat. Jetzt hat die Tochter in Trier-Süd ihr Blut gelassen: "Ich finde es toll, Leuten so helfen zu können mit ein bisschen etwas, das uns im Körper nichts ausmacht."

Die in Trier gewonnen Proben werden anschließend in Birkenfeld auf ihre Gewebemerkmale untersucht und dann einer Datenbank eingetragen, auf die weltweit zugegriffen werden kann. Immerhin fast 900 Menschen haben in Trier ihr Blut gegeben. "Ein tolles Ergebnis", findet Elisabeth Terboven von der Stefan-Morsch-Stiftung und freut sich besonders, "dass so viele junge Männer gekommen sind, die erfahrungsgemäß am ehesten als Spender ausgewählt werden."

Wer den Termin in St. Matthias verpasst hat, kann sich über die Internetseite der Stefan-Morsch-Stiftung unter www.stefan-morsch-stiftung.de jederzeit als Stammzellspender erfassen lassen. Dann bekommt man ein Registrierungsset mit genauer Anleitung zugeschickt. Für Spender unter 40 Jahren entstehen dabei keine Kosten. Geldspenden sind für die Dateien unverzichtbar, da jede Typisierung 50 Euro an Laborkosten verursacht.

Auch die Spendenkonten sind auf der Internetseitre nachlesbar, weitere Informationen gibt es gebührenfrei auch unter der Telefonnummer 0800/7667724.

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