Großer Aufwand für kleine Gemeinden

Kanzem/Wiersdorf · Er erfordert einiges an Aufwand, bringt aber auch eine hohes öffentliches Interesse mit sich. "Unser Dorf hat Zukunft" biete Gemeinden viele Vorteile, sagen die Ortsbürgermeister von Kanzem (VG Konz) und Wiersdorf (VG Bitburg-Land).

Kanzem/Wiersdorf. Wenn Leo Hülpes vom Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" erzählt, kommt er immer noch ins Schwärmen. Denn der Ortsbürgermeister der Gemeinde Wiersdorf im Eifelkreis Bitburg-Prüm kennt die Euphorie, die von einem erfolgreichen Wettbewerb ausgeht. Nach Silber 1998 hat das Dorf 2001 Gold im Bundesentscheid gewonnen - und damit nicht nur die eigenen Bewohner überzeugt.
"Es gab nach dem Wettbewerb eine starke Nachfrage nach Grundstücken in unserem Neubaugebiet", sagt Hülpes. Obwohl die Gemeinde die Baugrundstücke nirgendwo ausgeschrieben hatte. "Ich habe dann nachgehakt, wie die Leute auf uns aufmerksam geworden sind, und sie sagten, sie hätten in der Zeitung von dem Wettstreit gelesen", fügt er hinzu. Von 220 auf rund 250 sei die Einwohnerzahl danach gestiegen. Sein Fazit fällt deshalb positiv aus: "Man kann mit dem Wettbewerb schon sehr für seine Gemeinde werben."
Das sieht Günter Frentzen, Ortsbürgermeister von Kanzem (Kreis Trier-Saarburg), ähnlich. Der Erfolg beim Wettbewerb mache die Menschen in Kanzem immer noch stolz, erzählt er. Auch wenn die Teilnahme inzwischen einiges an Aufwand erfordere. Bis 1977 reicht die Beteiligung der Gemeinde am Dorfwettbewerb zurück. Alle zwei bis drei Jahre war sie dabei, bis sie es 2004 in den Bundeswettbewerb geschafft und dort Bronze gewonnen hat. In Kanzem finden sich an nahezu jeder Ecke Beispiele für Gebäude, Grünanlagen oder soziale Aktivitäten, die die Gemeinde ihrer starken Ausrichtung auf die Dorfentwicklung zu verdanken hat. Und mit denen sie beim Wettstreit gepunktet hat. "Es sind Jahr für Jahr Mosaiksteinchen dazu gekommen", erzählt Frentzen. Anfangs sei es mehr eine Standortbestimmung gewesen. "Wir haben die Kommission mal kommen lassen, um uns Anregungen zu holen." Frentzen sieht in dem Wettstreit für jedes Dorf eine große Chance, Rückmeldung von außen zu bekommen. Für ihn ist es deshalb bedauerlich, wenn immer weniger Dörfer mitmachen.
Schwer an Erfolge anzuknüpfen


Frentzen ist überzeugt, dass sich in seinem Dorf viele Dinge ohne den Wettbewerb nicht hätten verwirklichen lassen. "Unser philosophischer Friedhofsgarten - eine Parkanlage neben dem Friedhof - wäre sonst bestimmt nicht durch den Gemeinderat gekommen", sagt Frentzen. Dennoch hat die Gemeinde nach 2004 nicht mehr mitgemacht. Die nächste Teilnahme werde aber auf jeden Fall kommen, versichert Frentzen. Was neue soziale Projekte angeht, sei Kanzem schon weit. Allerdings müssten noch einige Baustellen fertiggestellt werden.
Auch Wiersdorf hat seit 2001 nicht mehr am Wettbewerb teilgenommen. Es sei schwer, den Erfolg von damals wieder zu erreichen, erzählt Hülpes. "Einfach nur mitmachen, um dabei zu sein, dazu lässt sich hier niemand motivieren" sagt er. Er sei aber nach wie vor von dem Wettbewerb überzeugt. "Denn die nötigen Veränderungen im Ort werden nicht mehr vor sich hergeschoben, sobald der Termin mit der Kommission steht." Bewertung: Mit der Umbenennung des Wettbewerbs steht nicht mehr nur das Aussehen eines Ortes im Vordergrund. Die Hälfte der insgesamt 100 Punkte können die Dörfer inzwischen durch wirtschaftliches, infrastrukturelles sowie soziales Engagement der Bürger gewinnen. Die restlichen 50 teilen sich auf die Kriterien Baugestaltung, Grüngestaltung sowie das Dorf in der Landschaft auf. Teilnehmen dürfen Gemeinden oder Stadtteile mit dörflichen Charakter, die weniger als 3000 Einwohner haben. Kommission: Ab Mitte Mai besucht die Bewertungskommission die Dörfer. Dabei hat jeder Ort rund zweieinhalb Stunden Zeit, der Jury seine Entwicklungskonzepte vorzustellen. Prämien: Jeder Kreissieger, der in den Gebietsentscheid kommt, erhält 300 Euro. Alle Gebietssieger im Landesentscheid erhalten 400 Euro, die anderen 300 Euro. Die sechs Landessieger bekommen zwischen 1800 und 600 Euro. Die Prämien müssen in die Dorfentwicklung investiert werden. alf/hsc

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