Großimmobilie im Angebot

TRIER. Eine der größten innerstädtischen Immobilien steht zum Verkauf: Der Bund will sich von seinem früheren Eisenbahndirektionsgebäude in der Christophstraße trennen. Doch das denkmalgeschützte Gebäude dürfte schwer verkäuflich sein.

Man braucht schon viel Phantasie, um beim Anblick des grauen Gebäudes in der Christophstraße an eine glanzvolle Schlossanlage vor den Toren Paris' zu denken. Dass der Grundstein für eine der größten Immobilien Triers gewissermaßen in Versailles gelegt wurde, erschließt sich denn auch erst nach einem Blick in die Historie: Nachdem in Folge des Ersten Weltkriegs das Saargebiet vom Deutschen Reich abgetrennt und unter die Verwaltung des Völkerbunds gestellt wurde, benötigte Trier eine eigene Eisenbahndirektion. Zuvor war die Region um die Moselstadt von Saarbrücken aus mitverwaltet worden. Fünf Jahre dauerten die Baumaßnahmen, bis 1926 das Gebäude am Balduinsbrunnen fertig gestellt wurde.Bau hat seine Glanzzeiten hinter sich

Dort steht es auch heute noch, doch seine Glanzzeiten hat der in die Jahre gekommene Bau längst hinter sich. Von einst mehr als 800 Arbeitsplätzen, die hier untergebracht waren, ist nur noch ein Bruchteil übrig geblieben. Vor wenigen Monaten erst zog die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) - ein großer Mieter - weg, seither stehen 1500 Quadratmeter Bürofläche leer. Bislang konnte die Allianz Immobilien GmbH in Frankfurt am Main, die das Gebäude im Auftrag des Bundes verwaltet, keine ernsthaften Interessenten für die frei gewordenen Flächen finden. Doch es werden nicht nur neue Mieter gesucht, sondern gleich auch noch ein Käufer für den gesamten Komplex. Das bestätigte auf Anfrage die Außenstelle Saarbrücken der Bundeseisenbahnvermögen (BEV): "Wir werden das Gebäude veräußern", kündigte die zuständige Sachbearbeiterin Jutta Adam gegenüber dem TV an. Je mehr Mietverträge man vorweisen könne, desto attraktiver werde das Anwesen auch für potenzielle Käufer, heißt es aus der Bundesbehörde (siehe Stichwort). In der Christophstraße sind derzeit noch Teile von Amts- und Landgericht, ein Versicherungsunternehmen sowie die Bahntochter Raillion untergebracht. Deshalb könne auch keine Rede davon sein, dass das Gebäude leer stünde, stellt die Allianz klar. Ob voll vermietet oder leer verwaltet - bei den Verkaufsbemühungen dürfte das eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Denn dass in Trier noch Bedarf für 12 000 Quadratmeter freier Bürofläche bestünde, würden selbst Gefälligkeitsgutachter nicht behaupten. Zumal mit dem Postgebäude am Hauptbahnhof eine weitere Großimmobilie zum Verkauf steht, was die Sache nicht eben erleichtern dürfte. Ein Gutachten beziffert den Wert des Gebäudes in der Christophstraße denn auch auf gerade mal vier Millionen Euro; fast schon ein "Schnäppchen" angesichts von Lage und Größe. Gebäude ist denkmalgeschützt

Jutta Adam weiß, dass sie in Trier keine "Phantasiepreise" verlangen kann. Deshalb lege man auch den Ertragswert und nicht den Sachwert des Anwesens zugrunde, erläutert sie. Mit anderen Worten: Entscheidend für einen potenziellen Käufer dürfte sein, wie viel Mieteinnahmen ihm das Objekt einbringt. Der tatsächliche Sachwert des Gebäudes dürfte noch um einiges höher liegen. Doch einem Investor werden auch Grenzen gesetzt: So ist das Gebäude denkmalgeschützt, was größere Umbaumaßnahmen genehmigungspflichtig oder gar unmöglich macht. Zudem sollen in nächster Zeit Überlegungen für ein Nutzungskonzept angestellt werden, sagt Jutta Adam, die optimistisch ist, einen Käufer für den gesamten Komplex zu finden.

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