Großstadtcowboys in der Provinz

Die Atmosphäre war fast intim, doch die Stimmung gut beim von Popp Concerts veranstalteten Konzert von Poems For Laila in der Trierer Tufa. In neuer Besetzung stellte die Berliner Band um Nikolai Tomás 100 Gästen überwiegend deutschsprachige Songs aus dem aktuellen Album "Klamm" vor.

 Nikolai Tomás rockt in der Tufa. TV-Foto: Anke Emmerling

Nikolai Tomás rockt in der Tufa. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) Zum angekündigten Konzertbeginn um 20 Uhr wähnt man sich im großen Saal der Tufa bei einem größeren Familientreffen. Das ist kommunikativ, lässt beispielsweise Raum für die Verwunderung eines aus Oldenburg angereisten Tagungsteilnehmers: "In Berlin füllt die Band doch Hallen!". Tatsächlich hat Poems For Laila dort nach stillen Jahren mit der Tour 2004 an die großen Erfolge der Anfangszeit von 1988 bis Mitte der Neunziger anknüpfen können. 2008 will sie diesen Kurs mit neuer Besetzung fortführen. "Ich weiß nicht, wie lange alles noch so geht...es ist schwer, nicht durchzudrehen". Vor inzwischen rund 100 Zuschauern singt Nikolai Tomás zu seiner Akustik-Gitarre. Der Mann mit der angenehmen Stimme komponiert und schreibt die überwiegend deutsch- aber auch englischsprachigen Lieder mit den nachdenklichen bis düsteren Inhalten selbst. Da geht es um das unstete Dasein eines Großstadtbewohners zwischen flüchtigen Liebschaften und frühmorgendlicher Teufelsbegegnung in einer Bar, um Monotonie und Resignation: "Was wir suchen, wird uns nicht geboten, was uns geboten wird, wollen wir nicht - ist doch egal". Die musikalische Bandbreite reicht von lyrischer Ballade in Songwriter-Tradition über melodischen Rock bis zu orientalisch oder osteuropäisch geprägten Klängen. Obwohl nur zu dritt, kreieren die Musiker, neben Tomás Jan Peter Eckelmann am Schlagzeug und Michael Paucker am Bass, einen vielschichtigen Sound, der Melancholisches durch akustische Akzente wie einen gestrichenen Kontrabass betont. Das Publikum aber liebt vor allem tanzbare Ska-ähnliche Rhythmen. Gerade, als diese das Konzert in Fahrt bringen, kündigt Tomás nach nur einer Stunde das letzte Stück an. Doch die Fans lassen nicht locker und ihrem Wunsch nach mehr mit kräftigem Gesang Luft. Und zwar so, dass die Band ihren Auftritt doch noch auf akzeptable Länge bringt.

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