Großteil gegen ganzen Tag

TRIER. Eltern und Schüler wollen am Max-Planck-Gymnasium ein Ganztagsangebot einrichten – doch die Lehrer sind mehrheitlich dagegen. Ungeachtet dessen hat der Stadtrat dem Ganztagsschul-Antrag des MPG zugestimmt und Geld für eine Mensa in Aussicht gestellt.

Der Elternbeirat hat einstimmig mit "Ja" votiert, die Schüler sind mit großer Mehrheit dafür, und auch der Schulausschuss hat einem Ganztagsangebot am Max-Planck-Gymnasium (MPG) zugestimmt. Doch das Lehrerkollegium hat einen dicken roten Strich durch das harmonische Meinungsbild gemacht: Bei einer Abstimmung sprachen sich nur 25 Lehrer für die Einrichtung eines solchen Angebots aus, 36 waren dagegen. Macht es Sinn, gegen den Willen derer zu entscheiden, die eine Ganztagsschule mit Leben erfüllen sollen - und das vor dem Hintergrund, dass bereits bestehende Angebote dringend finanzielle Unterstützung bräuchten? Diese Frage bewegte den Stadtrat vor der Abstimmung über einen Antrag des MPG. Inhalt: die Einrichtung eines Ganztagsangebots und - falls das Mainzer Kultusministerium den Antrag ebenfalls genehmigt - die Bereitstellung von Geldern für eine Mensa. Die Essensausgabe soll entweder im ehemaligen MPG-Werkraum untergebracht werden oder mit der Mensa des angrenzenden Auguste-Viktoria-Gymnasiums zusammengefasst und im Bereich der Mehrzweck- und Pausenhalle untergebracht werden. Beide Möglichkeiten werden derzeit geprüft. Das Projekt soll über einen Nachtrag zum Vermögenshaushalt 2007 finanziert werden. Lösung eins würde 365 000 Euro kosten, die zweite Variante 253 000 Euro. Die Verwaltung erwartet Landeszuwendungen von 70 Prozent. Zudem kämen auf die Stadt Zuschüsse für das Essen zu."Als Schulleiter stehe ich für die Schule als Ganzes"

Alle Fraktionen taten sich mit einer Entscheidung schwer, doch am Ende stand eine breite Zustimmung zum Antrag - vor allem, weil der Rat entsprechende Vorhaben in der Vergangenheit stets gebilligt hatte. Nur die FDP enthielt sich. Einstimmig wurde ein Ergänzungsantrag der SPD angenommen, "die Probleme der bestehenden Ganztagsschulen nicht zu vergessen". Konkret verlangte sie von der Verwaltung Deckungsvorschläge für die Umbaumaßnahmen im MPG und Lösungsvorschläge für die räumlichen Probleme an anderen Ganztagsschulen. MPG-Direktor Ludwig Weyand ist derweil überzeugt, dass ein Ganztagsangebot an seiner Schule notwendig ist - und dass sich das Meinungsbild im Kollegium bis zur Einführung ändert, die für das Schuljahr 2007/2008 geplant ist. 70 Eltern allein der Klassen fünf bis acht hätten bei einer Umfrage zugesagt, ihre Kinder für die Ganztagsschule anzumelden, berichtet Weyand. Wenn die Schule auch künftig in der oberen Liga mitspielen wolle, führe kein Weg an dem erweiterten Angebot vorbei. Wolle man das Abitur nach zwölf Jahren anbieten, sei ein Ganztagsangebot Voraussetzung. Außerdem verweist der Direktor auf neue Jobs und sieht Vorteile auch für Schüler, die das Ganztagsangebot nicht in Anspruch nehmen: Auch sie könnten in der Mensa essen, wenn sie Nachmittagsunterricht hätten. Außerdem, argumentiert Weyand, ändere sich die Rolle des Lehrers: "Wir müssen bereit sein, nicht nur zu bilden, sondern auch, an der Erziehung mitzuwirken." Die Kritiker führten vor allem räumliche Vorbehalte an und hätten den Eindruck, "dass wir einfach zu viel machen", berichtet Weyand. In der Tat gebe es zahlreiche besondere Projekte am MPG. Der Direktor betont, dass sein Kollegium engagiert sei. Beide Seiten sind um den Schulfrieden bemüht. Die unterschiedlichen Positionen in Sachen Ganztagsangebot hätten keineswegs zu Zwist geführt, sagt Weyand - eine Darstellung, die Insider bestätigen. Auf der Pro-und-Contra-Liste habe es am Ende deutlich mehr Argumente für das erweiterte Angebot gegeben als dagegen, sagt Weyand. Dass er das Ganztagsangebot gegen den Willen der meisten Kollegen beantragt hat, ist für ihn nur folgerichtig: "Als Schulleiter stehe ich für die Schule als Ganzes, nicht nur für die Lehrer."