Grünes Licht vom Runden Tisch

Butter bei die Fische: Die Stadt Trier hat nun auch offiziell klar gemacht, dass das Gesamtschul-Projekt auf dem Wolfsberg realisiert werden soll. Parallel entsteht die erste "Realschule plus" in Trier-Süd. Und auch für die weiteren "Realschulen plus" hat die Verwaltung klare Prioritäten. Klar: Die IGS auf dem Wolfsberg und die "R-plus" in Trier-Süd. Die anderen Standorte sind noch in Planung. TV-Grafik: Birgit Keiser

Trier. Zuvor hatte der Runde Tisch die beiden Start-Vorhaben mehrheitlich gebilligt. Dabei war vor allem der IGS-Standort nicht unumstritten.

Drei Optionen waren von der Verwaltung geprüft worden. Das Schulzentrum Mäusheckerweg fiel vor allem durch, weil man keinen Standort wollte, der für das Umland attraktiver ist als für die Schüler aus der Stadt. "Es kann nicht sein, dass wir eine Gesamtschule machen und nachher für noch mehr Schüler aus dem Kreis die Transportkosten tragen müssen", machte Dezernent Ulrich Holkenbrink auf die absurde Rechtslage aufmerksam.

Knappes Rennen zwischen Alt-TGT und Wolfsberg



Am ehemaligen TGT-Gelände in der Trier-Süder Friedrich-Wilhelm-Straße, wo jetzt die Pestalozzi-Hauptschule residiert und die Robert-Schumann-Realschule angegliedert werden soll, hätte die Stadt durchaus gerne eine IGS gesehen. "Es war bei unserer Abwägung ganz nah dran", erklärte Chef-Planer Johannes Weinand. Aber gegen den Platz an der Feuerwache gab den Ausschlag, dass sich die beiden beteiligten Schulen gar nicht um eine Gesamtschule beworben hatten. "Ohne Rückhalt vor Ort kann man das nicht angehen", betonte Holkenbrink.

So blieb der Wolfsberg erste Wahl, auch vor dem Hintergrund bereits vorhandener Ansatzpunkte, einer ausbaufähigen Infrastruktur und zweier hochinteressierter Kollegien. Allerdings mit der klaren Prämisse, dass es, entsprechende Nachfrage vorausgesetzt, nicht bei nur einer Gesamtschule in Trier bleiben muss.

Am 22. Januar ist der Stadtrat am Zug, danach soll die offizielle Elternbefragung starten. Die hätte vorher aus Sicht der Verwaltung keinen Sinn gehabt, sagte der Dezernent. "Wie hätten die Eltern ihr Interesse bekunden sollen, wenn sie den Standort gar nicht kennen?".

Dafür hat die Verwaltung nun gleich in einem Aufwasch offengelegt, wie sie sich die nächsten Schritte bei den weiterführenden Schulen vorstellt - allerdings, wie betont wird, nur im Entwurf und noch ohne Detail-Beratung am Runden Tisch. Danach soll es neben der IGS vier "Realschulen plus" geben, zeitlich abgestuft.

In Trier-Süd wird es schon 2010 losgehen, dann sollen 2011 "R-plus"-Gründungen im Schulzentrum Mäusheckerweg (mit Comenius-Realschule und Hauptschule Ehrang) sowie an der jetzigen Theodor-Heuss-Hauptschule in Trier-Nord (mit eingegliederter Geschwister-Scholl-Hauptschule) erfolgen. Für 2012 hofft man dann auf eine vierte "R-plus" im Komplex der jetzigen Grund- und Hauptschule Zewen, und zwar in Kooperation mit der VG Trier-Land, die im Bereich Mosel/Sauer keine eigene weiterführende Schule unterhält. Voraussetzung wäre freilich, daran ließ Holkenbrink keinen Zweifel, eine gemeinsame Trägerschaft, von der bislang niemand weiß, ob Kreis und VG dazu bereit wären.

Ungewiss bleibt das Schicksal der Kurfürst-Balduin-Hauptschule in Trier-West. Ein weiterer "R-plus"-Standort kommt schwerlich in Frage, weil bislang nicht einmal gesichert ist, ob die Schülerzahlen-Vorgaben der ADD überhaupt vier der neuen Schulen "hergeben" - fünf sind vollkommen utopisch. In der Verwaltungsplanung firmiert die KBH als mögliche "Filliale" der neuen Realschule plus in Trier-Süd. Aber das widerspräche dem Sinn der Schulreform, so wie ihn die Landesregierung definiert hat.

Nicht die einzige offene Frage. Man müsse sich im Klaren sein, "dass jede neue Schule auch zusätzlich Geld kostet", mahnte Johannes Weinand an. Wo das herkommen soll, weiß niemand.

Meinung

Kaufe jetzt, zahle später

Auch wenn der Prozess der Schulentwicklungsplanung in den vergangenen Jahren in Trier arg holprig verlief: Dass die Stadt jetzt relativ schnell mit fundierten Konzepten auf die neuen Anforderungen IGS und R-plus reagieren kann, zeigt, dass die Vorbereitungsarbeit nicht umsonst war. Die durch das Land forcierten Veränderungsprozesse könnten so als Chance für eine Neugestaltung der Trierer Schullandschaft genutzt werden. Und der Runde Tisch hat sich wohl so weit berappelt, dass er diesen Prozess weiter vorantreiben will. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte folgt auf dem Fuß: Um die Frage nach den Kosten drücken sich nach wie vor alle herum. Politik wird nach dem Motto "Darf's ein bisschen mehr sein?" gemacht. Vier "R-plus" statt drei, nebst Fillialen, zusätzlich eine Gesamtschule, den Erhalt aller Grundschulen haben die Politiker längst versprochen, ein paar Ganztagsschulen sind auch wieder dazugekommen. Will heißen: Die seit Jahren strukturell unterfinanzierten Trierer Schulen kosten künftig noch deutlich mehr als bisher. Mehr Investitionen, mehr Ausstattung, mehr Unterhalt. Das Geld aus dem Konjunkturprogramm wird, wenn überhaupt, für die ersten ein, zwei Großvorhaben reichen, dann ist das Strohfeuer abgebrannt. Aber dann sind auch die Komunalwahlen rum. Vielleicht kann man dann mal über die Rechnung reden. d.lintz@volksfreund.de

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