Grundschule Tarforst schon zu klein

Trier · Gut zehn Jahre Planungszeit haben en die Behörden in die neue Tarforster Grundschule investiert. Doch das sechs Millionen Euro teure Gebäude, das 2009 den Schulbetrieb aufgenommen hat, ist offenbar zu klein geraten. Spätestens im nächsten Jahr sollen zusätzliche Klassenräume geschaffen werden.

Trier. Im Einzugsgebiet der neuen Tarforster Grundschule gibt es mehr Kinder als vorgesehen: Statt wie geplant jährlich nur zwei erste Klassen einzuschulen, nimmt die Schule im August drei Klassen auf. Und auch 2012 wird es laut Stadt wohl mehr ABC-Schützen geben, als in zwei Klassen untergebracht werden können. Die Räume reichen dann nicht mehr aus. Schließlich braucht auch die Hortgruppe, in der einige Grundschulkinder am Nachmittag betreut werden, Platz.
Keune und Olewig haben Platz


Die Schule soll deshalb ausgeweitet werden. "Spätestens zum Schuljahresbeginn 2012 muss eine provisorische Lösung vorhanden sein", erklärt der städtische Pressesprecher Ralf Frühauf auf TV-Anfrage. Eine "dauerhafte Lösung" soll bis 2013 "umgesetzt sein".
Dass die erst 2009 eröffnete Schule für das an Einwohnern stetig wachsende Hochplateau offenbar zu klein ist, hat nicht die Stadt allein zu verantworten. Nach Prognosen von Ulrich Holkenbrink, Triers Schuldezernent von 2002 bis 2010, musste jährlich mit "70 plus X" ABC-Schützen im Einzugsgebiet der Schule gerechnet werden. Der Ex-Beigeordnete hatte - auch hinsichtlich eines möglichen späteren Ganztagsbetriebs - daher 2006 vorgeschlagen, die Schule dreizügig zu bauen.
Doch die Prognose der Landesschulbehörde fiel ganz anders aus. Im März 2006 erklärte Josef Peter Mertes, Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier, gar: "Rechnet man die aktuellen Geburtenzahlen hoch, besteht kein Bedarf an einem Schulneubau in Tarforst." Die dreizügige Keune-Grundschule im nur zwei Kilometer entfernten Neu-Kürenz könnte bis zu vier Klassenzüge aufnehmen und würde daher zusammen mit der alten einzügigen Grundschule in Alt-Tarforst durchaus ausreichen, hielt Mertes schon damals der Stadt vor. Unverhohlen drohte die ADD gar damit, dass der Landeszuschuss, immerhin knapp zwei Millionen Euro, auf der Kippe stünde, wenn die Stadt die neue Schule unangemessen groß bauen würde.
Auch heute bleibt die ADD dabei: Zum einen könne die neue Tarforster Grundschule drei Klassenzüge zumindest für einen Jahrgang unterbringen. "Zum anderen haben die Keune-Schule und die Grundschule in Olewig noch Platz", sagt ADD-Sprecherin Eveline Dziendziol. Zur Not müssten die Grenzen der Wohnbezirke, die den einzelnen Schulen zugeordnet sind, entsprechend geändert werden. Auch bei ihren Prognosen sind sich Stadt und ADD uneins: Während laut Stadtverwaltung die Anmeldezahlen für Tarforst auch in den "nächsten Jahren weiterhin im dreizügigen Bereich" lägen, rechnet die ADD schon ab dem Schuljahr 2012 mit weniger als 60 ABC-Schützen pro Jahrgang - und die könnten in jeweils zwei Klassen untergebracht werden. Bislang habe die Stadt ihre Ausbaupläne noch nicht mit der ADD besprochen. "Aber generell gilt, dass vorhandener Schulraum zunächst ausgenutzt werden muss, bevor man viel Geld für Anbauten ausgibt", sagt Dziendziol. "Die neue Tarforster Grundschule zweizügig zu bauen, war ein Kompromiss, dessen Probleme sich jetzt zeigen", kritisiert Rathaussprecher Frühauf dagegen die Einflussnahme der ADD auf die städtischen Strategien.
In der Stadtverwaltung laufen derweil die Planungen zur Ausweitung der Schule. Konkretes stünde allerdings noch nicht fest. "Es werden verschiedene organisatorische und bauliche Optionen und Varianten geprüft", erklärt Frühauf.
Doch auch innerhalb der Verwaltung droht Ärger: Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani ist von den Ausbauplänen des Schuldezernats nicht begeistert. Schließlich basiert das Gebäude auf einem Architektenwettbewerb. Der Siegerentwurf hatte auch die Pläne für das Außengelände beinhaltet. "Ich lasse mir da auf keinen Fall Container auf den ohnehin knappen Schulhof stellen", erklärt Kaes-Torchiani. Und das nicht nur aus architektonischen Gründen. "Auch pädagogisch ist es nicht sinnvoll, Kindern den Schulhof zuzubauen und gleichzeitig zu verlangen, dass sie ausgeglichen sind und gut lernen können."Meinung

Keine Fehlplanung
Nein, es ist kein Schildbürgerstreich. Höhnisches Stammtischgelächter ist daher unangebracht. Denn zu jeder Zeit in Nähe jeder Haustür mit einer optimal dimensionierten Grundschule aufzuwarten, ist eine praktisch kaum lösbare und auf jeden Fall unbezahlbare Aufgabe. Besonders in Neubaugebieten, wo sämtliche junge Familien gleichzeitig ihre Häuser bauen, gleichzeitig Kinder bekommen - und diese gleichzeitig auch wieder aus dem Grundschulalter herauswachsen. Die jetzt proppenvolle Tarforster Grundschule könnte in einigen Jahren das gleiche Schicksal ereilen wie etliche andere Trierer Schulen. Beispielsweise im nahen Olewig: Zum kommenden Schuljahr gibt es dort 19 ABC-Schützen - dabei war die Grundschule einst für drei Klassenzüge mit jeweils bis zu 90 Kindern gebaut worden. Auch wenn die betroffenen Eltern von den weiteren Schulwegen kaum begeistert sein dürften: Statt einen teuren Anbau zu errichten, der in einigen Jahren wieder leerstehen könnte, sollten überzählige Tarforster ABC-Schützen in Olewig oder der Keune-Schule eingeschult werden. c.wolff@volksfreund.de

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