Grundstücksbesitzer in Schweich pokern

Schweich · Alles andere als geschmeidig laufen die Planungen für drei Großprojekte im Norden von Schweich. Verzögerungen gibt es sowohl im Vorfeld der Neubauten von Grundschule und Treverer Schule als auch beim Lebenshilfe-Projekt Kita mit Wohnheim.

Schweich. War vor anderthalb Jahren die Freude groß, als für die marode Treverer Schule in Trier und die aus allen Nähten platzende Grundschule in Schweich geeignete Flächen für einen Neubau im Schweicher Norden gefunden wurden, so macht sich mittlerweile Ernüchterung breit. Dass im ersten Anlauf kein rechtskräftiger Bebauungsplan für das 34 000 Quadratmeter große Flächendreieck zwischen Bahnhofstraße und K 39 zustande kam und inhaltlich nachgebessert werden muss, könnte sich dabei noch als das kleinere Übel erweisen. Das größte Problem ist: Es fehlen Grundstücke. Noch haben nicht alle der rund 60 Eigentümer verkauft. Obwohl dem Vernehmen nach Stadt und Verbandsgemeinde (VG) Schweich rund 60 Euro für den Quadratmeter Ackerland geboten haben, wird fleißig gepokert. "Die Betreffenden wohnen auswärts, denen ist doch egal, ob sie hier soziale Einrichtungen blockieren", sagt ein Insider. Der Schuss könnte für die Landbesitzer allerdings nach hinten losgehen. Wenn es zum Enteignungsverfahren komme, sagt Büroleiter Wolfgang Deutsch von der VG-Verwaltung Schweich, lege ein Gericht den Grundstückswert fest, und dann könnte am Ende weniger als die gebotenen 60 Euro herauskommen. Dass der Bau zweier Schulen eine Enteignung rechtfertigt, steht für Deutsch außer Frage. "Alle anderen möglichen Flächen in Schweich wären zu klein."Europaweite Ausschreibung

Der Büroleiter rechnet damit, dass der Bebauungsplan "Gemeinbedarfsgebiet" bis Jahresbeginn 2014 durch ist. Am 14. November wird sich der Stadtrat Schweich mit den Plänen befassen, danach können die Bürger sie einsehen und Bedenken und Anregungen vorbringen. Für Deutsch ist die Verzögerung kein Beinbruch. Kreis, VG, Stadt und Lebenshilfe müssten sich noch in vielen Dingen abstimmen. Diese Gespräche liefen parallel zum Bebauungsplanverfahren. In Vorbereitung sei der geplante Architektenwettbewerb für die Schulneubauten. Treverer Schule und Grundschule sollen sich baulich und konzeptionell ergänzen. Die Planung wird europaweit ausgeschrieben. Bis die ersten Schüler unterrichtet werden, könnten noch vier bis fünf Jahre ins Land gehen, glaubt Deutsch.Eine Baugenehmigung in der Tasche hat bereits die Lebenshilfe Trier. Wie berichtet, möchte sie in Nachbarschaft zu den Schulen eine Wohnanlage für 24 Plätze und (zusammen mit der Stadt Schweich) einen integrativen Kindergarten für 85 Kinder bauen. Damit die Zufahrt von der Bahnhofstraße ins Schulgelände gewährleistet ist, gibt die Lebenshilfe einen Flächenstreifen ab. Im Tausch bekommt sie dafür Gelände im rückwärtigen Bereich des Kindergartens. Eigentlich wollte die Lebenshilfe die Schweicher Bürger schon im September über ihr Projekt informieren, doch die Versammlung wurde verschoben. Der Grund ist finanzieller Natur. Weil das Land seine Förderrichtlinien für den Kita-Ausbau neu regeln möchte, bisher aber keine Ergebnisse aufzuweisen hat (der TV berichtete), hängt die Lebenshilfe in der Luft. Problembehaftet ist auch der Bau einer Fuß- und Radwegbrücke vom Neubaugebiet Ermesgraben über die K 39 ins künftige Schulgelände. Anwohnern ist die Brücke ein Dorn im Auge. Aus zwei Gründen: Die Rampe soll entlang eines Walls bei ihren Häusern hochgeführt werden, was beim Grundstückskauf kein Thema war. Ferner werden chaotische Zustände befürchtet, wenn Eltern später einmal ihre Kinder mit dem Auto am Brückenzugang absetzen. Dieser befindet sich an einer engen Einmündung ohne Parkgelegenheit. Meinung

Auf die harte TourWie es aussieht, wird die Stadt Schweich wohl die harte Tour wählen müssen, um an die fehlenden Grundstücke für die Schulneubauten zu kommen. Ein Enteignungsverfahren ist nie eine gute Lösung, aber in diesem Fall wohl das einzige Mittel, um das öffentliche Interesse, nämlich den Bau zweier Schulen, auch umsetzen zu können. Die ganzen bisherigen Probleme, ob es die stockenden Grundstückskäufe sind, die Änderungen der Bebauungspläne oder die Bürgerproteste im Ermesgraben wegen der Fußgängerbrücke, haben im Wesentlichen eine Ursache: Alles lief im Hoppla-Hopp-Verfahren. Die räumlichen Zustände an der Treverer Schule in Trier und der Grundschule in Schweich dulden keine Aufschiebung. Stadt, Verbandsgemeinde und Kreis hätten aber mehr Zeit benötigt, um die Ansiedlungen vernünftig vorzubereiten. Schweich hat als Schulstadt einen guten Ruf. Deshalb war es richtig, dorthin zu gehen. Allerdings ist der Standort zwischen Bahnhof und Bundesstraße nicht der idealste. Insbesondere die Verkehrserschließung über lediglich eine Zu- und Abfahrt könnte noch Probleme aufwerfen. a.follmann@volksfreund.de

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