Gusterather Urgestein heiratet mit 80 Jahren zum ersten Mal

Gusterath · Dass sich der 80-jährige Josef Nilles aus Gusterath noch mal so richtig verliebt hat, ist zwar jetzt schon acht Jahre her, Nägel mit Köpfen hat Nilles, besser bekannt als "Huunnsch Jupp" (Honig Josef), aber erst vor gut einer Woche gemacht: Er hat seine 25 Jahre jüngere Freundin, die aus Polen stammende Narziss, geheiratet. Für beide ist es das erste Mal, dass sie einem Partner das Jawort geben.

 Zum ersten Mal unter der Haube: Braut Narziss Gørna-Nilles und Bräutigam Josef Nilles. Den Polterabend samt Kutschfahrt durch Gusterath haben Freunde des Paars organisiert. TV-Foto: Anja Fait

Zum ersten Mal unter der Haube: Braut Narziss Gørna-Nilles und Bräutigam Josef Nilles. Den Polterabend samt Kutschfahrt durch Gusterath haben Freunde des Paars organisiert. TV-Foto: Anja Fait

Gusterath. "Danke, das ist ein schönes Geschenk", lächelt Narziss Gørna-Nilles und drückt die Mitarbeiterin des Trierischen Volksfreunds, die einen Bericht über sie und ihren Mann schreiben will, beherzt gegen ihre Brust. "Das ist gut, wenn unsere Hochzeit in die Zeitung kommt - wegen der Integration", meint die aus Polen stammende Frau. Mit ihrem Jawort beim Standesamt in Waldrach hat die 55-Jährige vor gut einer Woche aus dem Gusterather Urgestein und ewigen Junggesellen Josef Nilles (80) erstmals einen frischgebackenen Ehemann gemacht.40 Gäste feiern das Paar



Am vergangenen Freitag haben Nachbarn, Freunde und Vereinskollegen des Paars den Polterabend organisiert: so richtig mit Imbiss, kalten Getränken, zerschmettertem Porzellan und ordentlich "Schleif-Krach" von der Feuerwehr. Gut 40 Gäste sind gekommen. "Ich wusste genau, dass die was machen", sagt Josef Nilles strahlend. Schon seit geraumer Zeit hatten - allen voran seine Kollegen von der DJK Pluwig-Gusterath - angekündigt: "Wenn du in deinem Alter noch heiratest, organisieren wir deinen Polterabend."
Das Ganze so richtig in die Hand genommen hatte schließlich Sieglinde Reiland, die den Frischvermählten zudem noch eine Fahrt mit der Pferdekutsche durchs Dorf spendiert hatte. Sie ist Chefin der Stammkneipe des Paars, wo dessen Liebesgeschichte vor acht Jahren begann.
Der Junggeselle berichtet: "Ich hatte zwar auch vorher schon Mädchen, aber mit nach Hause hatte ich noch keine gebracht. Es war eben nie die Richtige dabei." Die Richtige kam ein paar Monate nach dem Tod seiner Zwillingsschwester, mit der Nilles zusammengewohnt hatte, in sein Stammlokal. "Ich war ja fremd in der Kneipe, da bin ich schon aufgefallen", sagt Narziss Gørna-Nilles, die zu diesem Zeitpunkt als Betreuerin einer älteren Dame in Gusterath gearbeitet hatte. "Als ich sie gesehen habe, bin ich gleich zu ihr hin", erzählt Josef Nilles: "Du bist ja noch ein schönes Mädchen", habe er zu ihr gesagt. Und sie dann gefragt, ob sie denn noch nicht verheiratet sei.
Als die schöne Fremde, die unter anderem bereits an einer Technischen Universität in Deutschland studiert hat, verneinte, meinte er: "Siehste, ich auch nicht!" Der Rest ist Geschichte, die beiden sind seit knapp acht Jahren sehr glücklich miteinander. Und nun verheiratet.
Die frischgebackene Braut drückt ihren Huunnsch-Jupp fest an sich: "Jetzt bin ich richtig eingebürgert", sagt sie strahlend. Da beide Eheleute katholisch sind, sind sie auch nicht abgeneigt, ihr Bekenntnis zueinander auch in der Kirche zu bekäftigen. Aber jetzt geht\'s erst mal auf Hochzeitsreise - nach Polen.

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