Gut gelaunt und angriffslustig

TRIER. Der Vorstand des SPD-Kreisverbands hat Katarina Barley gestern offiziell als Kandidatin für die Landratswahl am 5. Juni bestätigt. "Ich traue mir zu, dicke Bretter zu bohren", sagt die 36-jährige promovierte Juristin. Sie wird voraussichtlich gegen Günther Schartz, CDU-Kreisvorsitzender und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg, antreten.

Der Lebenslauf ist beeindruckend. Jura-Studium in Marburg und Paris, Promotion an der Uni Münster zum Kommunalwahlrecht für Unionsbürger, Rechtsanwältin in einer Hamburger Großkanzlei, Referatsleiterin im wissenschaftlichen Dienst des Landtags Rheinland-Pfalz. Die junge Oberregierungsrätin und Mutter von zwei Söhnen, deren Gegner Günther Schartz (kleines Foto) sein wird, ist seit 1994 Mitglied der SPD und hat - abgesehen von den Jusos, dem Unterbezirksvorstand und der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen - keine Erfahrungen in kommunalen Gremien. Erst im Laufe dieses Jahres wird sie in den Stadtrat Schweich nachrücken. Keine Erfahrungen in Orts-, Stadt- oder Verbandsgemeinderäten im Kreis, ein quasi nicht vorhandener Bekanntheitsgrad - das stört Katarina Barley nicht. "Es würde dem Landkreis gut tun, wenn ein neues Gesicht und eine neue Persönlichkeit das Amt des Landrats ausübt", sagt sie. "Wenn man immer nur Leute wählt, die einen solchen Job schon mal gemacht haben, betreibt man ein ewiges Recycling derselben Köpfe und Ideen." Ihr Kopf ist unbestritten neu - ihre Ideen auch? "Die demographische und auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises haben Priorität. Auch die Verwaltungsreform ist ein wichtiges Thema, wobei man keine der bestehenden Ebenen wegrasieren darf, sondern weiter nach Synergieeffekten suchen muss", formuliert die Doktorin der Rechtswissenschaften mit äußerster Vorsicht. Katarina Barley tritt für eine Kreis-SPD an, der die Kommunalwahl 2004 enorme Verluste gebracht hat. Die Kreistagsfraktion ist um fünf auf zwölf Sitze geschrumpft - eine SPD-Landrätin würde einem "bürgerlichen Lager" aus CDU und FDP gegenüber sitzen, das im Rat die absolute Mehrheit hat. "Ich empfinde diese Herausforderung als sehr reizvoll", betont Barley. "Politik ist nun mal ein hartes Geschäft." Das absolut letzte Wort in Sachen SPD-Kandidatur wird die Nominierungskonferenz am 2. März sprechen. "Es können sich auch noch andere Kandidaten melden", sagt Manfred Nink, Kreisvorsitzender der Sozialdemokraten. Doch das ist graue Theorie, denn: "Der Kreisvorstand befürwortet einstimmig Katarina Barley." Und Günther Schartz? Seine Kandidatur gilt als so sicher wie der nächste Sonnenuntergang, aber er hat sich noch nicht offiziell geäußert. Bis jetzt. "Ich habe parteiintern Interesse an einer Kandidatur bekundet", räumt Schartz im TV -Gespräch ein. Ein Termin für die Nominierungskonferenz der CDU steht noch nicht fest. Die Grünen halten sich raus. "Wir werden keinen eigenen Kandidaten präsentieren und auch keinen der beiden vorhandenen Kandidaten offiziell unterstützen", sagt Kreistags-Fraktions-Chefin Heide von Schütz.

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