Gut gerüstet für das Alter

Trier-Nord kümmert sich um seine Ältesten: Heute wird um 17.30 Uhr im Bürgerhaus das ungewöhnliche Projekt "Wohnen und Leben im Alter in Trier-Nord" vorgestellt. Der TV hat sich schon vorher umgehört.

Trier-Nord. Die Wohnung liegt im ersten Stock. Durch die enge Küchentüre passt kein Rollstuhl hindurch; und selbst wenn, wer sollte ihn schieben? Deutschland wird älter, und die Angst vor dem Wie ist weit verbreitet. Vielen Menschen, besonders in ärmeren Stadtteilen wie Trier-Nord, fehlt das Geld, um sich in gute Seniorenheime einzumieten oder eine Pflegekraft zu beschäftigen. Preiswerte, dafür unter Umständen schlechtere Altersheime sind jedoch auch keine Lösung. Ohnehin möchten 90 Prozent der älteren Menschen lieber zu Hause leben. In den eigenen vier Wänden und dem eigenen Stadtviertel, wo man Nachbarn und Freunde hat, oder in der Pfarrei, zu der man gehört. Was tun? Für die Zukunft müssen neue Konzepte her - ganz besonders dort, wo Menschen leben, die wenig Geld haben. Ein solches neues Konzept geht gerade in Trier-Nord in seine Startphase. "Leben und Wohnen im Alter in Trier-Nord" heißt das gemeinsame Projekt von Stadt, Club Aktiv, Bürgerhaus Trier-Nord und der Wohnungsgenossenschaft "Am Beutelweg". Es ist Teil des Programms "Soziale Stadt Trier-Nord". Sein Ziel ist es, die Bewohner dabei zu unterstützen, auch im Alter selbstständig und gut versorgt zu Hause zu leben. Dass die Frage der Altersversorgung auf der Ebene eines Stadtteils angegangen wird, ist neu. "Was wir versuchen, scheint der Königsweg zu sein", sagt der Sozialplaner Peter Kappenstein. Er koordiniert das von der Stadt mit 52 000 Euro geförderte Projekt. Dieser Weg soll folgendermaßen aussehen: Zunächst wird es eine Befragung von 60 Haushalten geben, in denen ältere Menschen leben. Welche Bedürfnisse haben sie, wie ist ihre Wohnsituation, sind Arzt, Apotheke oder Supermarkt in der Nähe? Diese Studie wird ausgewertet und nötige Maßnahmen festgelegt. Dies können bauliche Veränderungen an den Wohnungen sein. Rund 500 sind im Besitz der Wohnungsgenossenschaft "Am Beutelweg". Falls ein Umbau zu teuer ist, wäre es auch möglich, über das Quartiersmanagement Umzüge in barrierefreie Wohnungen zu koordinieren. "Viele sind bereit, umzuziehen, wenn sie im Stadtteil bleiben können", sagt Kappenstein. Vermutlich ist mehr zu tun, als nur Wohnungen umzugestalten. Ein Architekturbüro ist mit einer städtebaulichen Analyse beauftragt: Ist alles, was die Bewohner brauchen, in erreichbarer Nähe, sind die Bordsteine zu hoch, wo müsste eine Bank hin, wo ein Baum?Und allen voran wird die Frage zu beantworten sein, wer die alten Menschen pflegt oder betreut. Auch hierfür gibt es nach Auskunft der Quartiersmanagerin Maria Ohlig bereits Lösungsansätze. Im Rahmen des Projekts sollen Erwerbslose aus Trier-Nord dafür qualifiziert werden, älteren Menschen zur Hand zu gehen: sie anzukleiden, mit ihnen einzukaufen, zu kochen oder einfach für sie da zu sein. So könnten in dem stärker als andere von Arbeitslosigkeit geprägten Viertel zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. "Auch das Ehrenamt bleibt wichtig", sagt Ohlig. In Trier-Nord habe man den Vorteil, dass dort viele Ehrenamtliche tätig sind. Sehr wichtig seien auch die Familien. Das "Dreieck" aus professioneller Pflege, Ehrenamt und familiärer Betreuung wolle man ausbauen."Es gibt in Deutschland nur wenige soziale Projekte, die sich mit dem Alter beschäftigen", sagt Kappenstein. Noch ist Trier-Nord ein vergleichsweise junger Stadtteil: Nur 15 Prozent der Menschen sind über 60. Doch das wird sich ändern. Gerade weil die Bewohner Trier-Nords weniger Geld haben als andere, will man schon heute beginnen, Lösungen für die Zukunft zu erarbeiten.Das Projekt wird am heutigen Mittwoch, 15. August, um 17 Uhr im Bürgersaal des Bürgerhauses Trier-Nord vorgestellt. Neben den Verantwortlichen spricht auch Bürgermeister Georg Bernarding über die Bedeutung des Vorhabens aus Sicht der Stadt. Alle Interessierten sind willkommen.

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