Gut (Sanierungs-) Ding will Weile haben

TRIER. Seit Jahren sind die Barbarathermen für Besucher unzugänglich. Bestandsaufnahmen und Sicherungsarbeiten machten Besichtigungen unmöglich. Zur Konstantin-Ausstellung 2007 sollen wieder Führungen angeboten. Derweil bastelt das Land Rheinland-Pfalz als Besitzer der zum Unesco-Weltkulturerbe zählenden Anlage an einem Sanierungs- und Nutzungskonzept.

Gut Sanierungs-Ding will Weile haben. Das wissen die mit den Barbarathermen befassten Fachleute des Landes Rheinland-Pfalz heute besser denn je. 60 Aktenordner füllt die Ausbeute der rund zweijährigen wissenschaftlichen Bestandsaufnahme eines Geländes, auf dem sich nur sehr schwer erahnen lässt, wie es hier in Triers guten alten Römer-Zeiten ausgesehen hat. Die Barbarathermen waren bei ihrer Erbauung im späten zweiten Jahrhundert nach Christus der größte Badepalast außerhalb Roms. Gruppenführungen im Konstantin-Jahr

Der prachtvoll ausgestattete Monumental-Komplex erstreckte sich über 4,2 Hektar einschließlich Parks und Gymnastikplätzen und war bis zu 30 Meter hoch. Übrig geblieben ist nur ein kleiner Bruchteil, verstreut über ein 1,4-Hektar-Areal. Aber immer noch so bedeutend, dass ihn die Unesco 1986 zum Weltkulturerbe erklärte. Eine schwierige Hinterlassenschaft. Mit Mittelrheintal, Limes oder den ebenfalls mit dem Welterbe-Status geadelten Trierer Römerbauten wie Porta Nigra, Kaiserthermen oder Amphitheater kann das Land leicht glänzen und werben. "Die Barbarathermen bereiten uns einiges Kopfzerbrechen", räumt der Mainzer Regierungsbeauftragte für das Unesco-Welterbe, Kultur-Staatssekretär Joachim Hofmann-Göttig, ein. An gutem Willen mangelt es nicht. Mehr als eine Million Euro investierte das Land in den vergangenen Jahren in Notsicherungsmaßnahmen für gefährdete Bausubstanz sowie in eine umfassende Untersuchung der Anlage. Dem Verfall ist nun "für zehn Jahre Einhalt geboten", schätzt Thomas Metz, Chef der Landesabteilung Burgen, Schlösser, Altertümer (BSA); "Wir haben also theoretisch zehn Jahre Luft, um zu überlegen, wie es mit den Barbarathermen weitergeht." Tatsächlich werden noch einige Jahre ins Land gehen, bis die Überreste des antiken Wellnesszentrums wieder öffentlich zugänglich sind. Beim Denkmalpflege-Landesamt werden derzeit die Ergebnisse der Bestandsaufnahme ausgewertet. Mit den daraus resultierenden Empfehlungen für ein Sanierungs- und Präsentationskonzept werden sich anschließend das Finanzministerium (Bauherr), die Trierer Niederlassung des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (zuständig für Bauausführung) sowie Kulturministerium/BSA (Nutzer) befassen. Vorentscheidungen - auch in der Frage, ob es einen Architektenwettbewerb wie im Falle der Kaiserthermen geben wird - erwartet der zuständige Referent im Finanzministerium, Ministerialrat Hermann Müller, "in der ersten Jahreshälfte 2007". Das Barbarathermen-Wiederbelebungsprojekt könnte dann im Doppelhaushalt 2009/10 erstmals verankert werden. Erklärtes Ziel: Besucher sollen verstehen können, was sie an historischen Überbleibseln sehen. Das umzusetzen dürfte vor allem in finanzieller Hinsicht nicht einfach werden. Sanierung und dauerhafter Schutz von Bauteilen gehen leicht in die Millionen. Doch das ist noch Zukunftsmusik - im Gegensatz zur Notwendigkeit, die Barbarathermen, die zurzeit nur von einer Plattform an der Friedrich-Wilhelm-Straße aus zu bestaunen sind, zur Konstantin-Ausstellung (2. Juni bis 4. November 2007) zu öffnen. "Wir registrieren ein großes Interesse vor allem ausländischer Gäste an den Barbarathermen", bestätigt Robert Noll, Vize-Leiter der Tourist-Information Trier (TIT). Er hält es für sehr wichtig, die seit ihrer Schließung von den Tourismus-Pfaden abgekoppelten Thermen "endlich wieder ans Netz" zu bringen. Das sieht BSA-Chef Metz genauso und kündigt an, im Januar das Gespräch und eine Kooperation mit der TIT zu suchen, um ab Juni organisierte Gruppenführungen zu ermöglichen. Spontane Einzeltouren über das Gelände und durch die unterirdischen Versorgungsgänge sind auch weiterhin nicht möglich. Denn - Ironie des Schicksals - das Wärter- und Kassenhäuschen der Barbarathermen ist Sitz der Konstantin-Ausstellungs-GmbH und steht erst 2008 wieder zur Verfügung. Metz schwebt vor, dort ein Multimedia-Infozentrum einzurichten, in dem Besucher einen Einblick in die spannende und wechselvolle Geschichte der Thermen erhalten. Diese dienten, mehrfach renoviert, mehr als 200 Jahre lang als Treffpunkt der badefreudigen Römer. Als Germanen zu Beginn des fünften Jahrhunderts Trier mehrfach zerstörten und sich nach dem kaiserlichen Hofstaat auch der Großteil der Bewohner in südliche Gefilde abgesetzt hatten, fand der Badespaß ein jähes Ende. Im Mittelalter hauste ein Stadtadel-Clan in dem zur Burg umfunktionierten Gemäuer. Später diente die Ruine als ergiebiger Steinbruch. Und sogar als Zielscheibe: Kaiser Maximilian veranstaltete anlässlich des Reichstages 1512 in Trier ein Kanonen-Schauschießen auf das antike Gemäuer. Wer etwa auf eine antike Badenixe als Namensgeberin tippt, liegt falsch. Die Bezeichnung Barbarathermen leitet sich vom mittelalterlichen Dominikanerinnen-Kloster St. Barbara ab.

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