Gutachter: Erweiterung akzeptabel

Langsur-Mesenich · Das Genehmigungsverfahren zur beantragten Erweiterung des Dolomitsteinbruchs bei Mesenich kommt in die entscheidende Phase. Noch bis 23. Februar können Einwände gegen das Projekt vorgebracht werden. Die öffentlich ausliegenden Technik- und Naturschutzgutachten beinhalten keine "Verbotstatbestände".

Langsur-Mesenich. Der Inhalt der zwei dicken Leitz-Ordner, die derzeit beim Kreis und bei der Verbandsgemeinde-Verwaltung Trier-Land ausliegen und für jedermann einsehbar sind, ergibt ein ziemlich eindeutiges Bild: Weder die technischen Gutachten noch die in Auftrag gegebenen Prüfungen zum Arten- und Naturschutz enthalten Ergebnisse, die eine Erweiterung des Steinbruchs bei Mesenich verhindern könnten. Es gebe zwar deutliche Umwelteinflüsse, heißt es in der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVS), aber alle Grenzwerte seien eingehalten. Auswirkungen auf Mensch und Dorf hielten sich in akzeptablem Rahmen, so das Urteil der Experten.
Zur Erinnerung: Die Firma NSM (vorher Wacht) betreibt seit 1969 einen Kalk- und Dolomitsteinbruch oberhalb von Mesenich. Beantragt hat sie nun eine Erweiterung um 17 Hektar auf 42 Hektar. Erhält der Betreiber die Genehmigung, was sich voraussichtlich im Frühjahr entscheiden wird, dann kann er weitere 5,64 Millionen Kubikmeter Dolomit abbauen. Die Ausbeutung in vier Ausbaustufen soll bis zum Jahr 2050 dauern.
NSM ist zur Auflage gemacht worden, dass der Abbaubereich 45 Jahre lang, von 2015 bis 2060, verfüllt werden muss, damit das Gelände wieder landwirtschaftlich genutzt werden kann.
Weitere Auflagen betreffen den Sicht- und Schallschutz (Bau von Schutzwällen) und die Staubentwicklung (teilweise müssen Transportstraßen asphaltiert werden). In der Tierwelt sind der Neuntöter, ein Sperlingsvogel und Zauneidechsen am meisten von der Expansion betroffen. Für den Neuntöter sind bereits Ausgleichsmaßnahmen auf einem nahe gelegenen Wiesengelände ("In der First") getroffen worden. Die Echsen, so heißt es im Gutachten, erhalten in den Schutzwällen neuen Lebensraum. Quartiere von Fledermäusen wurden keine festgestellt, die Erweiterungszone sei lediglich Jagd- und Durchflugsgebiet.
Die Bürgerinitiative (BI), die einen Anwalt zu Rate gezogen hat, will sich nach Auskunft von Sprecher Peter Bruns auf Verfahrensfehler konzentrieren, um das Projekt zu verhindern oder zumindest das "Minimalziel" zu erreichen: die Vereitelung des vierten Erweiterungsabschnitts. Dieser liegt am nächsten zur Hangkante oberhalb von Mesenich. Widerspruch hatte die BI bereits eingelegt, um eine Teilgenehmigung für einen Erdaushub in der Erweiterungszone I zu verhindern. Eine Entscheidung beim Kreis steht noch aus. "Ich bin zuversichtlich, jetzt müssen wir noch den Erörterungstermin abwarten", gibt sich NSM-Geschäftsführer Mario Lübbers optimistisch.
Noch bis zum 23. Februar können Bürger und Institutionen schriftliche Einwände gegen die Steinbruch-Erweiterung vorbringen. Beim öffentlichen Erörterungstermin am 7. März (14 Uhr, Kreishaus) werden die Einwände diskutiert; nicht weniger als 35 Fachbehörden können Stellungnahmen abgeben.
Die Gemeinde Langsur akzeptiert nur eine Teilerweiterung. Ortsbürgermeister Rüdiger Artz: "Wenn der Betreiber auf den Sektor vier verzichtet, dann können wir über den Verkauf von Gemeindeparzellen reden."Meinung

Professionelle Expertisen
Für viele Anwohner, die sich in ihrer Lebensqualität durch Lärm, Staub oder andere Auswirkungen stark beeinträchtigt fühlen, mag das positive Expertenurteil ein Schlag ins Gesicht sein. Aber nichtsdestotrotz müssen auch die schärfsten Kritiker der Steinbrucherweiterung anerkennen, dass in diesem Verfahren ein professioneller Aufwand betrieben wurde, um die Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Natur objektiv zu untersuchen. Von Gefälligkeitsgutachten für den auftraggebenden Betreiber kann hier sicherlich nicht gesprochen werden, das könnten sich die renommierten Institute auch gar nicht leisten. Die Firma NSM hat sich bereits im Vorfeld kooperativ gezeigt und ist allen behördlichen Auflagen nachgekommen. Das lässt darauf hoffen, dass auch die Verhandlungen mit der Gemeinde zum umstrittenen vierten Erweiterungsabschnitt zu einem Konsens führen werden. a.follmann@volksfreund.deExtra

Noch kein Abbau-Antrag: Seit knapp vier Jahren wird über den "Mega-Steinbruch" zwischen Windmühle und Olk spekuliert. Zunächst hieß es, man wolle auf 200 Hektar Kalkstein abbauen, zuletzt war von 60 Hektar und einem Zementwerk die Rede (der TV berichtete). Der Kreisverwaltung als Genehmigungsbehörde liegt noch kein offizieller Abbau-Antrag vor. Der Unternehmer Engelbert Rausch, nach eigener Aussage Projektentwickler für den Wiener Baukonzern Strabag, ist schon seit Wochen unter seinem Firmensitz in Kottenheim bei Mayen nicht mehr erreichbar. Beim Eifeler Steinbruchbetreiber Lava-Stolz, der Interesse am Kalkstein-Abbau hat, heißt es auf TV-Anfrage, man habe das Projekt "zurückgefahren". Die Bürgerinitiative "Stoppt den Megasteinbruch Südeifel" (SMS) bleibt wachsam und betreibt Naturschutzmaßnahmen im Raum Olk. alf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort