Gute Chancen für Demenzkranke

TRIER. Die rheinland-pfälzische Sozialministerin Malu Dreyer (SPD) sieht gute Chancen für das im Trierer Elisabeth-Krankenhaus geplante Demenzzentrum. Ob Land, Kommunen und Pflegekassen das Modellprojekt auch finanziell unterstützen, werde im kommenden Frühjahr entschieden, kündigte die Ministerin auf der zehnten Gesundheitsförderungskonferenz an.

So sehr der Professor sich auch mühte, den richtigen Ton traf er nicht: Erkältungsbedingt hatte es Bernd Krönig die Sprache verschlagen, was den pflichtbewussten Moderator indes nicht davon abhielt, immer wieder das Wort zu ergreifen. Ungewollte Komik war somit programmiert, was nicht schadete bei einer Gesundheitsförderungskonferenz, die einem Angst beladenen Thema gewidmet war: Unter dem Titel "Demenz - ein unbewältigtes Problem" hatte der Verein "Haus der Gesundheit Trier/Trier-Saarburg" ins Tagungszentrum der IHK geladen. Die Resonanz zeigte, wie groß der Bedarf an Informationen rund um diese Krankheit ist.Demenz: Hohe Anforderungen an Pflege

Mehr als 50 000 Menschen leiden hier zu Lande an Demenz, bezifferte Sozialministerin Malu Dreyer die Problematik und verwies auf rund 11 000 Neuerkrankungen jährlich in Rheinland-Pfalz. Weil individuelle Vorsorge für die Betroffenen nur begrenzt möglich sei, würden bei der Demenz familiäre, medizinische sowie pflegerische Kräfte mehr denn je gefordert, so die Ministerin, die sich ausdrücklich für eine Novellierung des Pflegeversicherungsgesetzes aussprach: Es sei an der Zeit, dass die Demenz auch dort anerkannt werde. Gute Chancen sieht die Ministerin für das in Trier geplante Demenzzentrum. Einen Bewilligungsbescheid hatte Malu Dreyer nicht in der Tasche, doch die Ministerin ermutigte die Initiatoren: Im Frühjahr 2005 werde eine aus Vertretern von Land, Kommunen und Pflegekasse zusammengesetzte Förderkonferenz entscheiden, welche Modellprojekte zur Demenz Unterstützung erwarten könnten. Sie sei optimistisch, dass das Trierer Projekt gute Chancen habe. Von neuen Beratungsangeboten dürften auch Menschen profitieren, die sich heute noch nicht ahnen, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit an einer Form der Demenz erkranken werden. Denn zwischen 15 und 30 Jahren können vergehen, bis die Demenz bei den Betroffenen erstmals diagnostiziert wird, sagt der Berliner Psychiater Professor Rainer Hellweg. Eine Diagnose werde in aller Regel erst dann gestellt, wenn sich erste Demenzsyndrome manifestiert hätten. Doch diese zu erkennen und richtig zu deuten, ist nicht so einfach, weiß Dr. Andreas Fellgiebel, Oberarzt der Gedächtnisambulanz am Mainzer Uniklinikum. Eine frühzeitige Diagnose sei auf jeden Fall anzustreben, weil Patienten und Angehörige bei positivem Befund besser auf die Krankheit und ihre Folgen vorbereitet werden könnten. Außerdem, so Fellgiebel, sei bei dementen Menschen im frühen Stadium meist noch eine Krankheitseinsicht vorhanden. Gemeinsam mit dem Betroffenen könnten die Angehörigen Vorkehrungen treffen für den Fall, dass sich der Demenzkranke selbst nicht mehr mitteilen kann.

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