Gute Geister auf der Höhe

KERNSCHEID. "Gute Geister" sind oft rührig. Das beweisen auch Marianne Mohr und Matthias Becker: Seit Jahren schon bereichern sie das Leben im Stadtteil mit ihrem ehrenamtlichen Engagement.

"Das müssen Sie aber jetzt nicht schreiben", sagt Marianne Mohr, und Matthias Becker würde am liebsten gar nichts sagen. Nicht, dass die beiden Kernscheider etwas zu verbergen hätten. Im Gegenteil. Doch dass die Zeitung nun ausgerechnet über ihr ehrenamtliches Engagement berichtet will, ist den beiden dann doch eher unangenehm. Doch Ehrenamt und Nachbarschaftshilfe stehen hoch im Kurs in Kernscheid. Und sie haben Tradition im noch dörflichen Höhenstadtteil: Marianne Mohr und Matthias Becker stehen stellvertretend für viele Kernscheider. So versorgt Marianna Mohr schon seit Ende der 50-er Jahre die jeweiligen Geistlichen mit Paramenten, festlich gestalteten Messgewändern. Diese bestickt, wäscht und pflegt sie. Den Sternsingern verhilft sie ebenfalls jedes Jahr zu sauberen und ansprechenden Gewändern, die sie allesamt selbst hergestellt hat. Auch die Sternsinger aus Irsch, Filsch und Hockweiler schmücken sich mit den Gewändern der Kernscheiderin. "Ich mach' das vielleicht auch, weil ich es kann", erlaubt sich die gelernte Schneiderin eine kleine Unbescheidenheit. "Chef-Dekorateurin des Stadtteils" könnte man die fitte 71-Jährige auch nennen. Sie sorgt für den Blumenschmuck in der Kirche ebenso wie für das richtige Ambiente in der Mehrzweckhalle. Ob weltlich oder kirchlich - wenn es etwas zu feiern gibt, ist Marianne Mohr schon vorab dabei und hilft bei den Vorbereitungen. Wo gefeiert wird, ist auch Matthias Becker nicht weit. Fast vier Jahrzehnte arbeitete er bei der einstigen Löwenbrauerei, später war er für Karlsberg im Einsatz. Heute hilft Becker bei nahezu allen Kernscheider Festivitäten, das Bier zum Laufen zu bringen. Schließlich kennt er sich mit Zapfanlagen aus. Die meiste Zeit jedoch sorgt Becker für Ordnung und Sauberkeit. Seit seiner Pensionierung vor zwei Jahren ist er quasi ehrenamtlicher Hallenwart des Stadtteils. "Ich helfe ein wenig mit, dass die Räumlichkeiten gut erhalten bleiben", nennt er zurückhaltend seinen Auftrag. Dieses Engagement sieht er auch als Zeichen der Wertschätzung für die ehrenamtliche Arbeit, die schon im Bau der Halle steckt: "Ich möchte mit dazu beitragen, das zu erhalten, was Leute vor mir geschaffen haben." Fritz Mohr, 16 Jahre Ortsvorsteher des Stadtteils und zuvor Bürgermeister der einst eigenständigen Gemeinde, weiß das immer schon hohe Maß an ehrenamtlichem Engagement noch heute zu schätzen. "Wir wollten verhindern, dass Kernscheid sich zu einer reinen Schlafstätte entwickelt", nennt er eines der Bestreben während seiner Amtszeit. Nicht erst heute kann sich Mohr bestätigt fühlen, denn vieles lief in den vergangenen Jahrzehnten nur durch Eigenleistung. Wurde die Kirche renoviert, halfen selbst Männer jenseits der 70 mit, erinnert sich Becker; "Und andere haben dann für Kaffee und Kuchen oder Bier gesorgt." Das sei ja nicht selbstverständlich gewesen. Selbstverständlich ist auch nicht das Engagement von Rudi Kreil: Seit Jahrzehnten spielt er ehrenamtlich die Orgel in der Kirche und leitet einen Freizeitchor. Becker: "Das erscheint jetzt vielen selbstverständlich. Aber wenn es einmal weg ist..."

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