Gute Geister und ein heiliger Mann mit Pferd

Trier · Der Bürgerpreis 2015 der Stadt Trier geht an eine studentische Initiative, ehrenamtliche Hospizbetreuer und den "St. Martin der Innenstadt". Zum Bürgerempfang mit Preisverleihung in der Europäischen Kunstakademie kam auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks.

 Preisverleihung in der Kunstakademie (von links): Günther Passek (Sparkasse Trier), die Preisträger Petra Poetschke, Anne Pia Klein und Dietmar Weirich sowie OB Wolfram Leibe. TV-Foto: Friedemann Vetter

Preisverleihung in der Kunstakademie (von links): Günther Passek (Sparkasse Trier), die Preisträger Petra Poetschke, Anne Pia Klein und Dietmar Weirich sowie OB Wolfram Leibe. TV-Foto: Friedemann Vetter

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Trier. Wolfram Leibe (SPD), seit April Oberbürgermeister der Stadt Trier, setzt die Bürgerempfangstradition seiner Amtsvorgänger fort. Neben Funktionsträgern waren zwar diesmal nur 50 ausgewählte "Zufallsbürger" schriftlich eingeladen, doch insgesamt kamen am Freitagabend 250 Gäste in die Europäische Kunstakademie in Trier-West.
Das Kammerorchester des Bischöflichen Angela-Merici-Gymnasiums Trier stimmte die Besucher ein. Den mit insgesamt 3000 Euro dotierten Bürgerpreis der Stadt verlieh der OB gemeinsam mit Günther Passek, dem Vorstandsvorsitzenden des Sponsors Sparkasse Trier. Stadt-Mitarbeiterin Caroline Thielen-Reffgen stellte die Preisträger vor.

Dietmar Weirich ist seit 1957 ehrenamtlich der Sankt Martin beim jährlichen großen Innenstadt-Umzug. Damit könnte der 76-jährige der dienstälteste St. Martin in Deutschland sein, hat Generationen von Kindern leuchtende Augen bereitet. Hoch zu Ross reitet er würdevoll über die Paulinstraße vor die Porta Nigra. Dort hält der Zug an, und St. Martin mischt sich unter die Kinder. Die Kleinen sind ganz stolz, wenn sie den heiligen Mann ansprechen und ihm die Hand geben dürfen. Nach dem Teilen des Mantels mit dem Bettler sitzt St. Martin wieder auf und begleitet den Umzug weiter bis zur Pfarrkirche St. Martin.
Dietmar Weirich besorgt die Pferde, kümmert sich um Mitreiter und deren Versorgung. Sogar die Rüstung zahlt er aus eigener Tasche. Seine Stute "Lady" vom Gestüt Paul Kimmlingen in Hohensonne ist 29 Jahre alt. In jungen Jahren war Weirich ein bekannter Vielseitigkeitsreiter.

Der Malteser Hospiz- und Palliativdienst unter Leitung von Thomas Biewen bekommt den Preis stellvertretend für die in der Stadt ehrenamtlich tätigen ambulanten Hospizdienste. Viele Menschen wünschen sich, bis zu ihrem Tod in ihrem gewohnten Umfeld zu bleiben und nicht alleine zu sterben. Dieser Wunsch wird mit der Arbeit des ambulanten Hospizdienstes unterstützt.
Viele ehrenamtliche Hospizbetreuer besuchen die Erkrankten zu Hause, im Krankenhaus oder im Seniorenheim. In der psychosozialen Begleitung der Betroffenen und ihren Angehörigen übernehmen die ehrenamtlichen Hospizbetreuer als "gute Geister" vielfältige Aufgaben.
Die Auszeichnung für dieses bürgerschaftliche Engagement soll die ehrenamtliche Arbeit würdigen und andere motivieren, ebenfalls Vorbildliches zu leisten. Für den Malteser Hilfsdienst nahm Petra Poetsche stellvertretend den Preis entgegen.

Die Idee zur studentischen Ehrenamtsinitiative "MitläuferInnen-Projekt" entstand nach sexuellen Übergriffen auf dem Uni-Campus im vergangenen Winterhalbjahr. Eine Gruppe von Studierenden definierte typische zentrale Start- und Zielpunkte für (abendliche und nächtliche) Fußwege über den Campus. So wird ermöglicht, dass diese Strecken gemeinsam zurückgelegt werden können, abgestimmt auf die Busabfahrtszeiten. Das Team beschilderte die Treffpunkte mit Informationstafeln, ermittelte die besten Wegeverbindungen und machte die Initiative über Facebook bekannt.
Mit Unterstützung des Studiwerks wurde das Projekt um eine eigene Homepage ergänzt und mit Flyern ausgestattet. Inzwischen ist es bereits auf den Campus der Hochschule Trier erweitert. Anne Pia Klein nahm die Auszeichnung stellvertretend für die Initiative "MitläuferInnen" entgegen.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) nutzte eine Einladung ins Trierer Karl-Marx-Haus für den heutigen Samstag, um sich vorab zusammen mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Katarina Barley Städtebauprojekte in Trier-West anzuschauen. Da lag wiederum der Besuch des Bürgerempfangs nahe. "Ich bin auch fürs Bauen zuständig", klärte Hendricks bei einem Grußwort auf - und lobte die Vernetzung von Haupt- und Ehrenamtlichen in Trier.
Zum Abschluss des Programms wurden die ersten 35 Ehrenamtskarten der Stadt ausgegeben. Deren Inhaber bekommen als Anerkennung Vergünstigungen in Schwimmbädern sowie im Stadtmuseum und Theater.

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