Guten Rutsch im September

"Guten Rutsch" wünscht man sich am Jahresende gegenseitig - und das passt auch ganz gut, wenn's draußen Glatteis hat. Wer weiß noch, dass der "gute Rutsch" tatsächlich ein religiöser Neujahrs-Wunsch ist: Er geht zurück auf das jiddische Wort für das Neujahrs-Fest.

"Rosh hashana", "Anfang des Jahres", haben auch die jüdischen Familien und die Gemeinde in Trier am Mittwoch und Donnerstag gefeiert. Neujahr des Jahres 5765 seit Erschaffung der Welt. Daran erinnert Rosh hashana: Gott hat die Welt und die Menschen erschaffen und hält sie am Leben. Das ist das eigentliche Geschenk von Gott, jeden Tag und jedes Jahr neu. Geschenk - und zugleich Auftrag an die Menschen. Dieser Auftrag heißt schon in der Bibel: "Die Erde bebauen und bewahren..." Jüdischer und christlicher Glaube sind sich darin einig, dass die Menschen an Gottes Schöpfungs-Arbeit weiterarbeiten. Und deswegen übrigens auch an Gottes Ausruhen teilnehmen dürfen und sollen, am "siebten Tag" der (Schöpfungs-) Woche, dem Schabbat oder bei Christen Sonntag. Ausruhen von der Schöpfungs-Arbeit und neue Orientierung findet man auch an den besonderen Feiertagen. Deswegen war es so taktlos, dass Bayern München am Mittwoch gegen Makkabi Tel Aviv Fußball spielen musste: am ersten Abend von Rosh hashana. Anordnung der UEFA, ohne Rücksicht auf die Feiertagsruhe... Fast wie zum Beweis, dass die Menschen ihrem Auftrag in der Schöpfung oft genug nicht wirklich gerecht werden. Deswegen feiern die Juden ja auch Jom Kippur, den Buß- und Versöhnungstag in zwei Wochen; neuer Friede mit Gott gehört zum Start in das neue Jahr dazu. Ich wünsche heute noch, nachträglich: Gutes neues Jahr - oder vielmehr Schanah towah; und "Guten Rutsch"! Altfried G. Rempe Pastoralreferent in Trier

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