"Guten Tag, das ist ein Überfall"

TRIER. Weil er fünf Geschäfte in der Innenstadt überfallen hat, muss ein 34-jähriger Trierer für sechs Jahre ins Gefängnis. Der drogenabhängige Mann legte gestern vor dem Landgericht ein Geständnis ab.

Nicht alle Frauen haben die Raubüberfälle nach eigenen Angaben so gut überstanden wie eine Trierer Apothekenangestellte, die sagt: "Wenn jetzt Typen reinkommen, die so ähnlich aussehen wie der Angeklagte, denke ich schon noch an den Überfall zurück." Ansonsten aber, fügt sie hinzu, gehe es ihr ganz gut. Ganz anders eine junge Friseurin, deren Geschäft am Rande der Fußgängerzone der 34-jährige Täter am 9. November überfiel, ehe ihn Polizeibeamte in der Nagelstraße schnappten. Da war dem gelernten Drucker die kurz zuvor in dem Friseurladen gestohlene Geldkassette auf der Flucht gerade aus der Hand gefallen. Ein paar Euroscheine konnte er noch aufsammeln, dann klickten die Handschellen. Die als Zeugin geladene Friseurin bricht in Tränen aus, als sie dem Räuber gegenübersitzt. "Mein Leben ist seit dem Überfall so etwas von hilflos", schluchzt sie, "ich will nur, dass er das weiß." Für einen kurzen Augenblick schauen sich das Opfer und der Täter in die Augen. Kann der 34-Jährige nachvollziehen, was in diesem Moment in der Frau vorgehen mag? "Ich kann nicht mehr in dem Salon arbeiten", fügt die Friseurin hinzu, "das erinnert mich immer wieder daran." Fünf Läden in der Trierer Innenstadt hat Markus K. zwischen dem 7. Oktober und 9. November vergangenen Jahres überfallen - drei Apotheken, einen Friseursalon und ein Gardinengeschäft. Ging jedesmal rein mit einem Messer, sagte "Überfall" oder einmal "Guten Tag, das ist ein Überfall" und machte sich jeweils mit ein paar hundert Euro aus dem Staub. Auf zum Bahnhof, wo er sich in den Zug nach Luxemburg setzte. "Wenn sie da rauskommen, stehen da schon 30, 40 Leute, die Drogen verkaufen", sagt er. Bevor die Polizei den Raubüberfallen ein Ende machte, nahm Markus K. an Drogen so ziemlich alles, was ihm in die Hände fiel, vor allem Heroin und Kokain. "Je mehr ich hatte, desto öfter habe ich gespritzt." Bis zu zehn Mal täglich setzte sich der 34-Jährige nach eigenen Angaben zuletzt eine Injektion. Mehrere Entgiftungen und eine Therapie hatten manchmal nur eine Halbwertzeit von wenigen Stunden, ehe Markus K. wieder rückfällig wurde."Ich hatte mit dem Leben schon abgeschlossen"

Um seinen exzessiven Drogenkonsum zu finanzieren, musste das Arbeitslosengeld herhalten und ein Großteil des Einkommens seiner Ehefrau, die annahm, ihr Mann bezahle die Miete. Weil das nicht reichte, pumpte Markus K. auch seine Eltern an oder verkaufte die wenigen Wertgegenstände, die er besaß. Irgendwann war die Ehefrau weg, die letzte Geldquelle versiegt. Und Markus K. dachte nur noch an die drohenden schmerzhaften Entzugserscheinungen. "Da hab' ich dann halt diesen Überfall begangen", sagt er. Und danach noch vier weitere. "Ich hatte mit dem Leben schon abgeschlossen. Ob Überdosis oder erwischt werden, ich wollte nur, dass das alles ein Ende hat." Sechs Jahre muss Markus K. nun ins Gefängnis. Damit er von seiner Sucht geheilt wird, hat das Gericht die Unterbringung in einer Erziehungsanstalt angeordnet.

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