Trier. Andrea A. war sich keiner Gefahr bewusst, als sie ihr Auto abends am Augustinerhof abstellte. Es war halb neun, die kostenpflichtige Parkzeit war seit einer halben Stunde vorbei, es gab jede Menge freie Plätze. Als später am Abend ihr Handy zu summen begann und ihr eine Nachricht präsentierte, glaubte sie zuerst an einen Scherz. Das Straßenverkehrsamt teilte ihr mit: Ihr Auto muss bis zum nächsten Morgen um fünf Uhr weg, sonst wird es abgeschleppt.
Es war kein Scherz: Die SMS stammte tatsächlich von einer Mitarbeiterin des Straßenverkehrsamts, das in Trier den unbeliebten Job hat, Knöllchen an Parksünder zu verteilen. Was Andrea nicht wusste: Am nächsten Morgen um fünf Uhr trat ein absolutes Parkverbot auf dem Augustinerhof in Kraft, da dort der Wochenmarkt stattfand. Denn dessen ursprünglicher Platz, der Viehmarkt, war durch die Allerheiligenmesse belegt. Hätte sie ihr Auto über Nacht stehen lassen, wäre sie um fünf Uhr abgeschleppt worden.
Andrea war dankbar für den Tipp, machte sich aber auch Gedanken. Sitzt tatsächlich abends jemand im Straßenverkehrsamt und verschickt SMS an Parker? Und woher hat das Amt denn ihre Handynummer? Die frühe Warnung vor dem Abschlepper ist ein Service der Stadtverwaltung Trier, sagt Ralf Frühauf vom Presseamt. Andrea ist kein Einzelfall. "Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit verpflichtet uns, die in vertretbarem Umfang möglichen Nachforschungen nach dem Aufenthalt eines Fahrzeughalters anzustellen, bevor sein Wagen abgeschleppt wird."
Wenn der Wochenmarkt vom Viehmarkt auf den Augustinerhof umzieht, rollt der Abschlepper besonders oft. Viele Parker wissen nichts vom Marktbeginn um fünf Uhr und glauben, sie könnten zumindest bis zum Start der kostenpflichtigen Parkzeit um acht Uhr stehen bleiben. "Um die Zahl der Abschleppmaßnahmen zu reduzieren, führen wir am Abend eine Voraufsicht durch", erklärt Frühauf.
Die Streife des Verkehrsüberwachungsdienstes gibt die Kennzeichen der abschleppgefährdeten Parker an die Leitstelle durch, und diese ruft den Halter des Fahrzeugs an - wenn seine Nummer bekannt ist. "Das klappt in der Regel nur bei Autos mit Trie rer Kennzeichen oder Bewohnerparkausweis, da das Straßenverkehrsamt nur auf diese Halterdaten Zugriff hat", betont Frühauf.
Die SMS war übrigens eine Ausnahme. "Im Fall von Frau A. lag ja noch keine akute Abschleppgefahr vor, es waren noch ein paar Stunden Zeit", erklärt der Sprecher der Stadtverwaltung. "Aber in den meisten Fällen muss der informierte Fahrer sein Auto sofort entfernen, um nicht abgeschleppt zu werden. Wir können dann nicht warten, bis er seine SMS irgendwann gelesen hat."