guten_morgen_1101_fcg

Manchmal geschehen seltsame Dinge, wenn man es eilig hat. Neulich fahre ich in die Stadt, weil ich jemanden treffen will. Ich suche mit der tickenden Uhr im Kopf nach einem Parkplatz und habe scheinbar Glück, denn es fährt jemand weg.

Gerade will ich Gas geben, als ein großes, teures Auto mit einem Stern an mir vorbeischießt und sich in die Lücke zwängt. Da stehe ich mit meinem kleinen Vehikel! Mir schießt die Zornesröte ins Gesicht. So eine Unverschämtheit! Aber es kommt noch besser: Es steigt ein Mensch aus dem Stern-Auto, der mich frech angrinst und die Schultern zuckt. Eine langbeinige Blondine hakt sich bei ihm ein, und die beiden schlendern davon. Zurück bleibe ich mit meinem Ärger. Was tun? Na warte, Freundchen!, denke ich. Ich schnappe mir mein Handy, rufe meine Verabredung an und teile bedauernd mit, dass ich leider erst später kommen kann. Dann stelle ich mein kleines, sternloses Auto direkt hinter die protzige Karre des Grinsers, schiebe eine CD ein und warte. Nach zwei Stunden tut sich endlich was. Als Erstes bemerke ich die Blondine, die mich erstaunt durch die Scheibe ansieht. Da kommt auch schon ihr Begleiter. Der grinst schon wieder, merkt aber dann, dass er nicht wegfahren kann. Drohend baut er sich an meiner Tür auf und fuchtelt wild mit den Händen. Ich lächle. Das bringt ihn noch mehr auf die Palme, und er trommelt mit beiden Händen an meine Scheibe. Ich verschränke gemütlich die Arme hinter dem Nacken und lächle - oder ist das etwa ein Grinsen? Jedenfalls springt er wie Rumpelstilzchen um mein Auto herum, schwingt die Faust und tippt auf seine Armbanduhr. Die Blondine flüstert ihm etwas ins Ohr. Da hält er mir plötzlich einen Zehn-Euro-Schein entgegen. Ich lächle. "Entschuldigung", brüllt der Gute auf einmal. Ich lächle, starte den Motor, fahre weg und denke: Manchmal geschehen seltsame Dinge, wenn man es eilig hat…

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