guten_morgen_1701_sos

Bingdidadimm: So begrüßt mich täglich mein Computer. Nach dem Bingdidadimm will er meine Aufmerksamkeit: Denn in seinem Briefkasten, der Mailbox, hat er über Nacht Nachrichten für mich gesammelt. Vor Jahren, als ich erstmals eine "Mailbox" hatte, konnte ich nichts damit anfangen.

Das Einzige, was ich mir dachte: Das Ding muss bestimmt geleert werden. So löschte ich ab und an die Nachrichten mit diesen komischen Absendern - ungelesen. Heute bin ich schlauer. Ich lese Mails und lösche nur die Nachrichten ungelesen, die offensichtlicher Quark sind: Gewinnmitteilungen oder Vorschläge für Penis-Verlängerungen etwa. Was mich aber immer wieder freut, ist, wenn ich heutzutage noch Menschen begegne, die das mit den Mails so ähnlich handhaben wie ich damals. Mir ist aufgefallen, dass es nicht gerade die dümmsten und erfolglosesten Menschen sind, die sich eine souveräne Distanz zu der neuen Kommunikation bewahrt haben. Obwohl sogar manches Mal auf i hrem Schreibtisch ein teurer Computer steht. "Ach, Sie haben mir was geschickt?", fragen sie und lassen sich dann die elektronische Post erst einmal ausdrucken. Vielleicht lesen sie sie dann. Aber weil man sich ja gerade persönlich gegenüber sitzt, kann man ja gleich alles von Mensch zu Mensch besprechen. Eine alte Dame sagte mir mal, man möge nicht vergessen: Begegnung sei das wahre Leben. Und dann gibt es noch den Spruch, man sehe sich immer zwei Mal im Leben. Niemand würde sagen: Mailen ist das wahre Leben oder, man maile sich immer zwei Mal, was eh nichts bedeutet. Jemandem in die Augen zu schauen, sagt mehr als viele Mails, auch wenn diese als schnelle Kommunikation unschlagbar geworden sind. Und in der Regel ist es auch schöner, sich mit "Auf Wiedersehen" verabschieden zu können, oder? "Bingdidadimm" - jetzt muss ich aber mal schauen, was meine Mailbox von mir will.

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