Die hat zwar keine Menschenleben gekostet. Aber zumindest viele Gehirnzellen. Bis ich - noch unter dem deliriösen Einfluss des puttenden Reiner "Tiger" Calmund - einen Geistesblitz hatte: Nein! Ich berichte von wirklich Existenziellem, das jeden betrifft: vom Einkaufen. Davon, wie ich mich bei meinem Zahnbürsten-Großhändler in Trier-West in die Außenseiter-Rolle drängen ließ. Ich stehe an der Kasse, eine DDR-Gedächtnis-Schlange vor mir. Verkäuferin zu Kundin: "Haben Sie eine blabla-Kundenkarte?" - "Klar." - "Dann bekommen Sie heute Extra-Punkte, eine Sonder-Aktion." Zehn wortgleiche Dialoge später, ich bin dran. "Haben Sie eine Kundenkarte?" - "Nein." - "Wollen Sie eine?" - "Nein, danke." Sie mustert mich. Der will keine Karte. Obwohl die nichts kostet. Und er heute 100 Punkte bekäme. Was ist das denn für einer? Längst hat der Nächste wieder sein Plastik rübergereicht, die kostbaren Punkte abgestaubt, die ich verschmähe wie Britney Spears das Tragen von Unterwäsche.Vielleicht schreckt mich der englische Name der Karte ab. Der bedeutet übersetzt auch "Rache". Und ich will mich ja nicht rächen. Ich will nur Zahnpasta. Zudem ist die Zeit reif für eine Drogerie-Revolution zwischendurch. 1987 gingen die Leute noch gegen die Volkszählung auf die Straße. Damit der Staat bloß nicht das eigene Geburtsdatum erfährt. Oder noch Brisanteres. Das scheint mir weiter weg als das Mittelalter. Mittlerweile bin ich selbst im Internet in einem Netzwerk vertreten, in dem sich junge und alte, aufstrebende und absteigende Karrieristen virtuell für die aufgebretzelte "Vita" auf die Schulter klopfen. Pimp my Lebenslauf. Geheimnisse gibt's nicht, wir sind doch unter uns. Ich glaube, an all der Verwirrung ist der 11. September schuld. Oder der Klimawandel. Vielleicht auch nur Calmund.