Guter Geist für Pfeifen in Not

TRIER. Für Orgelbauer Walter Friehs dreht sich alles um die Musik. Als Notdienst für verstimmte Trierer Kircheninstrumente und als Mitglied mehrerer Musikformationen ist er stets im Einsatz für den richtigen Ton.

Walter Friehs kann nicht ohne. In seinem Wohnzimmer steht ein Klavier, die Gitarre lehnt im Flur, an der Wand hängt ein Dudelsack. Er ist Mitglied diverser regionaler Chöre, Gründungsmitglied des Renaissancemusik-Ensembles "Duchesse de Bourgogne" und Ex-Mitglied der Eifeler Rockband "Muff". Walter Friehs trällert sogar im Bad und pfeift im Treppenhaus. Seine Nachbarn können ein Lied davon singen. Musik war immer wichtig

Er braucht einfach Töne. "Musik war mir schon immer wichtig", sagt der 39-Jährige. Doch zunächst gingen seine Berufsvorstellungen eher in Richtung Mathematiker oder Astronom. Erst bei einer Chorprobe in der evangelischen Kirche in Wittlich kam die Erleuchtung. "Wir standen auf der Empore, ich sah mir die Orgel an, und plötzlich war es, als ob ein Vorhang aufginge", erinnert sich Friehs. "Ich hatte zwar schon oft zu Orgelmusik gesungen, aber noch nie darüber nachgedacht, wie so ein Instrument gebaut wird." Zwei entsprechende Praktika später stand fest: "Orgelbauer ist einhundertprozentig mein Beruf!" Gelernt hat Friehs sein Handwerk in der Eifel. Zunächst beim Orgelbauer Weimbs in Hellenthal, später als Geselle bei Hubert Fasen in Oberbettingen, für dessen Firma er noch heute tätig ist. Seit zwölf Jahren geht er nun seinem Traumberuf nach. "Die Arbeit ist sehr vielseitig", schwärmt er, "Holz, Metall, Elektrotechnik, Pneumatik und dann noch die Musik - von allem ist etwas dabei." Seit Friehs nach Trier zog, fertigt er die Konstruktionszeichnungen der komplizierten Instrumente auch in seinem Büro an, das er sich zwei Etagen über seiner Wohnung in Pallien eingerichtet hat. Ganze Kirchen entstehen hier dreidimensional am Computer. "Ein Riesenvorteil bei solch architektonisch schwierigen Räumen", sagt der Orgelbauer, "ich kann das Instrument vorab virtuell an verschiedenen Stellen im Raum platzieren, bis die ideale Lösung feststeht." Nach seinen Plänen wird die Orgel dann in der Oberbettinger Werkstatt gebaut, anschließend wieder zerlegt und an ihrem endgültigen Standort in der Kirche aufgestellt. Neben der Planung übernimmt Friehs auch die Wartung einiger Trierer Orgeln, zum Beispiel die der Kirchen in Pallien und Trier-West. Für kleinere Reparaturen hat er sich in Euren eine Werkstatt ausgestattet. Außerdem ist er immer dann gefragt, wenn sich irgendwo falsche Töne aus den Pfeifen mogeln. "Ich bin der Trierer Orgel-Notdienst," sagt Friehs, der auch den großen Orgeln im Dom oder in St. Paulin zu einem sauberen Klang verhilft. Die Welt der Töne füllt auch Friehs‘ Freizeit. Die Musik der frühen Renaissance hat es ihm besonders angetan. Zusammen mit Ehefrau Ellen Höfer (Flöte und Gesang), Lautenspieler Markus Wesche und Claudia Demerath (Gamba) steht er seit sechs Jahren im Ensemble "Duchesse de Bourgogne" auf der Bühne. "Diese Musik passt einfach am besten zu unseren Fähigkeiten", lautet Friehs‘ Erklärung für das ungewöhnliche Projekt. Die Musikformation mit dem erlauchten Namen ist aber nicht das einzige stimmliche und instrumentale Einsatzgebiet des Orgelbauers. Er mischt auch im Vokalensemble St. Paulin, in der "Capella poetica" aus Konz und dem Traben-Trarbacher Kammerchor mit - meist gemeinsam mit seiner Frau, die er, wie sollte es anders sein, durch die Musik kennen lernte. Sie war die Gitarrenlehrerin einer Freundin. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich auch Tochter Katja anschickt, einen musikalischen Weg einzuschlagen. Sie besucht bereits im zarten Alter von fünf Jahren eine Musikschule.

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