Haarige Kunststücke in der Europahalle

Trier · Freiwillige Katzenkunst oder Tierquälerei? Das Yuri Kuklachev Katzentheater hat am Dienstag in der Trierer Europahalle Station gemacht. 22 Katzen sind dabei über die Bühne geturnt und vollführten Kunststücke. Tierschutzorganisationen wie Peta haben im Vorfeld die Veranstaltung als Tierquälerei verurteilt und den Umgang mit den Tieren scharf kritisiert.

Trier. Sie hangeln sich über zwei Stangen, klettern Rohre hoch oder springen aus etwa sechs Metern auf die Bühne - die Hauptdarsteller im Yuri Kuklachev Katzentheater sind haarig und gelenkig. Es sind 22 Katzen und drei Hunde, die abwechselnd mit Theaterchef Kuklachev und seinen vier Mitstreitern das Publikum mit Kunststücken beglücken.
Seit den 1970er Jahren ist Yuri Kuklachev in Russland als Clown bekannt und begeistert seine Landsleute. Am Dienstagabend gastierte sein Katzentheater, das derzeit auf einer großen Deutschlandtournee ist, in der Trierer Europahalle. 500 Zuschauer bestaunten die Kunststücke der haarigen Artisten. Die Katzen sprangen aus Töpfen, überquerten Seile oder ärgerten ihren Dompteur, was bei den zahlreichen Kindern im Publikum für einige Lacher sorgte. "Ich finde es beeindruckend, wie die Katzen sich dressieren lassen", sagte Besucher Nikolaj Getmann (30 Jahre) aus Höfchen. Er kenne Yuri Kuklachev schon seit seiner Kindheit und wollte ihn nun endlich mal live sehen.
Im Vorfeld der Veranstaltung gab es allerdings auch kritische Stimmen: Die Tierschutzorganisation People for the Ethical Treatment of Animals (Peta), die sich für den ethischen Umgang mit Tieren einsetzt, bemängelt unter anderem den ständigen Ortswechsel der Tiere, die teilweise über 1000 Kilometer in kurzer Zeit zurücklegen müssen. Zudem würde das Katzentheater elektrische Heizer einsetzen, um die Katzen so zu Kunststücken zu animieren, heißt in einer Pressemitteilung der Peta.
Zuschauer haben ihren Spaß


Veranstalterin Marina Rempel kennt die Vorwürfe. "Ich höre das jetzt seit drei Jahren", sagt sie. "Die Tiere werden zu nichts gezwungen und sind während der Tour in großen Zimmern und Katzenhotels untergebracht. Kinder sehen in der Show, wie Yuri Kuklachev die Katzen liebt", sagt Rempel dem TV. Laut Rempel sei bei den Veranstaltungen immer ein Tierarzt vor Ort und alles verlaufe im Rahmen des Tierschutzes. Auch in Trier wurde der Zirkus von einem Tierarzt im Auftrag des Kreisveterinäramtes besucht (siehe Extra). "Die Peta möchte eben aus Prinzip keine Tiere auf der Bühne sehen", sagt die Veranstalterin.
Die Zuschauer ließen sich von den Vorwürfen und der Diskussion den Spaß nicht verderben. "Die Katzen machen das toll und sie sehen nicht gequält aus", sagte Besucherin Chounna Kotlyarenko (44 Jahre) aus Trier. Für den nächsten Auftritt müssen sie tatsächlich eine längere Reise zurücklegen: ins 422 Kilometer entfernte Fürth.Extra

Das Katzentheater ist vor seinem Auftritt in Trier von einem Tierarzt im Auftrag des Kreisveterinäramtes kontrolliert worden. Das hat Kreis-Pressesprecher Thomas Müller auf TV-Anfrage mitgeteilt. Der Tierarzt habe keine gravierenden Mängel bei der Haltung der Katzen festgestellt, grundsätzlich sei alles - abgesehen von kleineren Mängeln - in Ordnung gewesen: Bei einer Katze sei Milbenbefall aufgefallen, bei einer anderen Dreck in den Ohren. Das sei vor Ort behandelt worden. Das Veterinäramt in Dresden hat laut Müller die grundsätzliche Genehmigung für die Tour durch Deutschland erteilt und die Veterinärämter der Tour-Orte auf das Katzentheater hingewiesen - daher die Kontrolle. Das Theater führe ein ordnungsgemäßes Protokollbuch für jedes Tier. mic

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