Haben Sie schon gehungert?

Ich muss Ihnen ehrlich sagen, und darüber bin ich auch sehr glücklich: Ich musste in meinem Leben noch nie hungern. Ich komme zwar aus einer ärmeren Familie, aber meine Mutter hat es immer - trotz so mancher Notlagen - geschafft, ihre drei Kinder satt zu bekommen.Es gibt eine interessante Umfrage, in der die Frage gestellt wird: "Sind Sie bereit, für ein Brot eine Stunde lang zu arbeiten?

" Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und denken mal ernsthaft über diese Frage nach. Welche Antwort würden Sie geben? Es gab ganz verschiedene Reaktionen. Vielleicht finden Sie sich in den nachfolgenden Gedanken wieder.

Die einen sagen: "Sind Sie verrückt? Mit dem Stundenlohn, den ich bekomme, kann ich mir so viele Brote kaufen, wie ich will. Das soll ja wohl ein Witz sein, eine Stunde für ein einziges Brot zu arbeiten. Nein, Danke!"

Und so manch einer von den älteren Menschen, die den Krieg noch erlebt haben, antworten: "Damals ja, aber heute?" Wenn wir allerdings die Bilder aus Haiti sehen und uns vor Augen halten, wie die Erdbebenopfer ums nackte Überleben kämpfen, dann wage ich mir nicht auszumalen, wie viele Stunden diese Menschen sich anstrengen würden, um ein Brot zu bekommen.

Mich beeindrucken die vielen Hilfsaktionen. Auch in unserem Bistum gab es große Kollekten und viele Initiativen, um Geld zu sammeln.

Diese Woche noch verkauften die Grundschüler aus Gusenburg und Grimburg Kuchen. Jugendliche aus Hermeskeil bieten ein Abendessen an und spenden das Geld für die Menschen in Haiti. Tolle Initiativen, und doch beschämt es mich, dass wir es uns hier gut gehen lassen, und dort kämpfen Menschen ums Überleben.

Ich denke an die Bitte im Vater unser: "Unser tägliches Brot gib uns heute!" Danke, guter Gott, dass du uns täglich Brot schenkst. Rüdiger Glaub-Engelskirchen

Gemeindereferent in Hermeskeil

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